Gräben – ein unterschätzter Lebensraum

Das NaturschutzForum Deutschland veröffentlicht neues Merkblatt

Im küstennahen Tiefland prägen Gräben das Landschaftsbild und bilden insbesondere in den Marschengebieten, den Moorregionen und entlang der Tieflandflüsse ein besonders dichtes Netz (Abb. 1, 2, 3). Sie wurden dort – wie auch in vielen anderen Tieflandregionen der Welt – seit Jahrhunderten vom Menschen angelegt, um Wasserstände gezielt zu regulieren. Der Bau von Grabensystemen begann in Deutschlands vielerorts bereits vor dem Mittelalter. Vom Tiefland bis in den Alpenraum dienen Entwässerungsgräben noch heute dazu, die landwirtschaftliche Nutzung und Besiedlung nasser Böden zu ermöglichen. Bereits vor mehr als 900 Jahren wurden Niedermoore und Flussauen mithilfe von Gräben entwässert, Hochmoore hingegen seit etwa 350 Jahren. In den Marschen, wo seit dem 13. Jahrhundert eine durchgehende Deichlinie vor Meeresfluten schützen sollte, leitete man das binnendeichs anfallende Süßwasser mit Gräben und Kanälen durch Sieltore (im Deich befindliche Öffnungen) ins Meer. Entlang der großen Flüsse wiederum baute man in vielen Regionen ausgeklügelte Grabensysteme, die weniger der Entwässerung als vielmehr dem Rückhalt des nährstoffreichen Flusswassers in der Fläche dienten. Gezielt stauregulierte Grabensysteme bildeten dort die funktionelle Grundlage der sogenannten Rieselwiesenwirtschaft.

Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor), ein Dachverband deutscher Verbände, die sich der Biodiversität und dem Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten verschrieben haben, hat das Merkblatt 81 unter dem Titel „Gräben – ein unterschätzter Lebensraum“ herausgegeben, eine allgemeinverständliche Kurzübersicht zur Bedeutung der kleinsten Gewässer unserer Landschaft. Mit eindrucksvollen Bilddokumenten wird auf das Gewässernetz in der Wesermarsch nordwestlich von Bremen näher eingegangen. Es handelt sich um eine Landschaft, die eine enge Verbindung zur Nordsee und zum Jadebusen hat, die Wasserstände müssen ständig reguliert werden. Damit gehört das Gebiet zum Biotopverbundsystem links der Unterweser.

Näheres dazu erfahren Sie hier. Das Merkblatt wurde konzipiert von Prof. Dr. Ellen Kiel, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften IBU, Fak. V, Carl von Ossietzky Universität D-26111 Oldenburg, gemeinsam mit Lisa Tunder, MSc Landschaftsökologie, und Kena Jürgens, MSc Landschaftsökologie.

Zusätzlich ist auch eine Langfassung mit umfangreichem Literaturverzeichnis aufrufbar. Der kostenlose Nachdruck ist bei Angabe der Quellen erlaubt. Sie steht auch in Printform zur Verfügung (ISSN 2198-279X).