NaturschutzForum Deutschland fordert zum zehnjährigen Bestehen:
Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen steht gleichrangig neben den erneuerbaren Energien!
Präsident Heiko Brunken: Die Ausweisung neuer Lebensräume ist unverzichtbar
Bremen. Wer in Deutschland für den Schutz von Natur und Landschaft, von wildlebenden Pflanzen und Tieren eintritt, braucht einen langen Atem, den historischen Überblick und einen ständigen Kontakt mit den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung. Dies erklärte der Präsident des NaturschutzForums Deutschland (NaFor), Professor Dr. Heiko Brunken, anlässlich einer Veranstaltung in der Hochschule Bremen zum zehnjährigen Bestehen des Dachverbandes von 16 Naturschutzverbänden.
Gerade in heutiger Zeit sei es unerlässlich, sich für den Schutz der heimischen Flora und Fauna einzusetzen. Das bedeute aber zuallererst, dass die noch vorhandenen Lebensräume in Stadt und Land nicht nur erhalten, sondern auch ausgedehnt werden. Ein Ziel sei die Ausweisung von mindestens zehn Prozent der Bundesfläche zu Naturschutzgebieten. Sie werden als Ruhezonen und Eiablageplätze benötigt. Zurzeit seien das gerade mal 3,6 Prozent; die Bundesländer Hamburg bzw. Brandenburg und Nordrhein-Westfalen seien mit 8,1 bzw. 7,5 % schon auf gutem Wege dahin. Bei anderen Bundesländern wie Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen kompensieren überdurchschnittlich große Waldgebiete das Defizit.
Brunken zufolge gerät das Thema Naturschutz in der Öffentlichkeit gegenüber den drängenden Fragen der Gewinnung erneuerbarer Energien in den Hintergrund. Die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch, Pflanze und Tier habe aber nach wie vor nichts von ihrer Bedeutung verloren, im Gegenteil, sie stehe gleichrangig, wenn nicht prioritär neben der Energiepolitik, denn Artenschutz heißt Zukunftssicherung. Die Bundesregierung hat im Jahr der Artenvielfalt ein entsprechendes Förderprogramm aufgelegt, das zahlreiche Projekten zugute kommen wird. Das wird vom NaturschutzForum begrüßt. Allerdings müsste die Ausdehnung der Schutzgebiete weiterhin vorrangig betrieben werden, dazu gehöre auch die Erweiterung und Neueinrichtung von Natura-2000-Gebieten, Nationalparks sowie die Offshore FFH- und Vogelschutzgebieten.
Die Aktivitäten der Mitgliedsvereine des NaturschutzForum Deutschland spiegeln die Schwerpunkte wider, denen sich der Dachverband im vergangenen Jahrzehnt angenommen hat. Sie umfassen den Biotop- und Artenschutz mit entsprechenden Seminaren und Exkursionen wie im Falle der Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen und im Bereich der Nordsee, Flussmündungen und Seen des Mellumrats, die Bemühungen um den Erhalt von Naturschönheiten wie bei der Baumschutzgemeinschaft Berlin und – inmitten abgebauter Braunkohlelandschaft – der Naturschutzgemeinschaft Döbern, die sich auch seltener Arten wie Großschmetterlinge und Wiesenvegetation in der Umgebung annimmt. Die Interessen Zehntausender von Mitgliedern aus dem Bereich der Gestaltung naturnaher Gärten als Refugium auch seltene gewordener Tiere durch den Verband der Gartenbauvereine Saarland-Pfalz und die Förderung der naturerlebnis-wirksamen Landschaften durch den Wiehengebirgsverband und öko-touristischer Interessen des Bundes für Natur und Heimat in Müritz-Elde werden auch durch NaFor aus Bundesebene vertreten.
Die fachwissenschaftliche Seite im NaturschutzForum repräsentieren die beiden Bundesverbände Verband Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin (VBIO, München / Berlin) und die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) – beide Verbände fördern auch intensiv die Vermittlung der Natur- und Artenschutzgedanken auf wissenschaftlicher Grundlage in Hochschulen, Schulen und Bevölkerung. Dies steht auch im Zeichen der Tatsache, dass in Europa viele Arten bedroht sind, ein Fünftel aller Reptilien (151) wie Eidechsen und Schlangen, und fast ein Viertel der Amphibien (85, z. B. Salamander, Frösche, Kröten) stehen kurz vor dem Aussterben, um nur zwei Gruppen stellvertretend zu nennen. NaFor unterstützt auch die Bemühungen seiner Mitgliedsverbände, darüber zu informieren, artengerechte Laichgewässer anzulegen und Nachzuchten durchzuführen.
Die vornehmlich in den Grenzen eines Bundeslandes tätigen Mitgliedsverbände von NaFor decken die gesamte Bandbreite des angewandten Natur- und Artenschutzes sowie der Landschaftspflege auf eigenen Flächen oder im Rahmen von Projekten ab. Dazu gehören der Botanische Verein zu Hamburg, der Naturschutzverband Niedersachsen (NVN) , die Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH) und der Bund für Natur und Umwelt (BNU) Sachsen-Anhalt, ihnen gehören bis zu 70 weitere Vereine – über das jeweilige Bundesland hinweg aktiv- als Untergliederungen an . Naturkundlich und vorgeschichtlich unterstützen der Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde und die Stiftung Natur unter anderem die Herausgabe dokumentarischer Monografien, Ökoporträts und Merkblätter, Jahrbücher und naturhistorischer Darstellungen, oftmals im Verbund mit anderen Körperschaften und Geldgebern wie der Niedersächsischen Bingostiftung sowie Sparkassen und Banken, aber zunehmend auch Partnern in der Wirtschaft. Auf dem Gebiet der Energie in der gesamten Breite kümmern sich Physiker und Energetiker des Oldenburger Energierats. Sie führen auch Beratungen durch und äußern sich regelmäßig in Vorträgen, Stellungnahmen und anderen Texten gegenüber Schulen und Öffentlichkeit.
Auf der Bremer Veranstaltung am 9. Juni 2011 wurde durch die Anwesenden anlässlich des zehnjährigen Jubiläums übereinstimmend zum Ausdruck gebracht, dass sich die Wirksamkeit von NaFor und die öffentliche – politische Wahrnehmung wesentlich auf die Arbeit seiner Mitgliedsverbände stützen. Der Präsident dankte in diesem Sinne allen Mitgliedern für die ion einem Jahrzehnt geleistete gemeinnützige und wissenschaftlich fundierte Arbeit.
Weitere Informationen sind zu bekommen über die Internet-Portale der meisten Mitgliedsvereine – siehe Mitgliederliste. Dabei sei auch verwiesen auf Publikationen der Mitglieder wie zum Beispiel der informativen Zeitschrift „Artenschutz report“ (Herausgeber Martin Görner, Jena c/o ag-artenschutz@freenet.de) oder die Texte des Botanischen Vereins Hamburg bzw. NVN und BSH in Hannover/Wardenburg (www.bsh-natur.de).
Interessierte Vereine, die dem Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen nachgehen oder aber deren Vorkommen erforschen und dokumentieren, sowie Vereine, die die angewandte Ökologie, Landschaftspflege, Umweltbildung und umweltfreundliche Technologien fördern, sind zu neuer Mitgliedschaft im Bundesdachverband NaFor eingeladen.
Für Präsidium und Bundesgeschäftsführung des NaturschutzForums Deutschland e.V. (NaFor)
Prof. Dr. Remmer Akkermann
Dr. Martine Marchand
Miriam Buhl, M.A.