Bohmte. Fährt man die Bundesstraße 51 von Bohmte zum Mittellandkanal, so fallen bedrückend die z.T. fast kahlen Eschen ins Auge, die vom Eschensterben befallen sind. Bisher schien das sog. Eschen- oder Eschentriebsterben weit weg von hier zu sein. Anfang der 90er Jahre gelangte diese Pilzkrankheit aus Fernost über das Baltikum, Polen nach Dänemark/Skandinavien und Großbritannien. Sie erreichte Tschechien und Österreich, und in Deutschland ist sie offensichtlich mindestens seit 2008 vertreten. Wie ernst die Situation ist, zeigt das Beispiel Dänemark, wo bereits über 90 % der Eschen dieser Krankheit zum Opfer gefallen sind. Und auch für Deutschland sind die Prognosen recht unerfreulich, rechnet man doch bis 2017 mit einem Verlust von einem Drittel aller Eschen.
Sieht man sich hier in der Landschaft, an Hecken, Straßen, aber auch in Parks um, so scheint diese Vorhersage nicht unwahrscheinlich.
Wie äußern sich die Schäden? Konnte man bis Ende April auf Grund des milden Winters noch von einem sehr späten Austrieb ausgehen, so zeigen sich ab Mitte Mai bis jetzt sehr deutlich die gravierenden Schäden.
Die Spitzen der Astpartien oder manche Äste sind kahl, die Kronen der Bäume sind „verlichtet“, Neutriebe mit Blättern befinden sich in tieferen Bereichen, die abgestorbenen Triebspitzen und Zweige sind je nach Befallsdauer trocken-braun.
Ursache für diese Krankheit ist ein Pilz, der in Europa schon seit langer Zeit bekannt ist, dessen asiatischer „Zwilling“ aber aggressiv gewebezerstörend wirkt. Er befällt zunächst die Blätter und dringt dann über die Blattstiele in die Triebe/Äste bis in das Stammholz ein. Wasser und Nährstoffzufuhr werden behindert, das Holz durch weitere pilzliche und tierische Parasiten geschädigt, verfärbt und später wertlos. Die milden Winter in den letzten Jahren haben offensichtlich zur Verstärkung der Schäden beigetragen. Wie man leider sehen kann, werden sowohl junge wie ältere Bäume befallen.
Leider gibt es keine wirkungsvollen Abwehrmaßnahmen, da der Erreger über die Luft, also Wind und Wetter übertragen wird. So ist es sinnvoll, keine neuen Eschen zu pflanzen. Das Laub von Eschen im Gartenbereich zu entsorgen, dürfte nur eine bescheidene Vorsorge sein.
Rückschnitt schafft keine Abhilfe. Bis auf Weiteres bleibt also nur die Hoffnung auf die Anpassung der Pflanze an den zerstörenden Pilz.
Prof. Dr. Christoph Wonneberger (BSH)
Zu dem Thema auch unter: NWZ Online
Geschädigte junge und alte Esche an der B 51 (Foto: C. Wonneberger)
Esche mit noch gesunder Krone (Foto: C. Wonneberger)