Luftballon-Steigenlassen und dann ?

NaturschutzForum Deutschland: Kunststoffe können für Tiere lebensgefährlich sein

Oldenburg (Oldb).  Wer feierlichen Ereignissen, Demonstrationen oder Aktionstagen besonderen Ausdruck verleihen will, bedient sich nicht selten bunter Hilfsmittel. Dazu zählen insbesondere Luftballons verschiedenster Größen und Mengen. Wer mehr investiert, kann das auch über Feuerwerk, Fackelumzüge oder Einlagen mit  Drohnen zum Ausdruck bringen.  Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) hält diese Aktionen mehrheitlich für ungeeignet, weil die Folgen für Natur- und Landschaft nicht bedacht werden.

Aufgestiegene Luftballons kommen irgendwann wieder herunter. Sie liegen dann im Gelände herum und können von Tieren mit Futter verwechselt und aufgenommen werden, was zu Magen- und Darmverschlüssen führen kann. Ansonsten verbleiben sie auf dem Boden und es dauert –je nach Material- Jahrzehnte, bis  dieses vollständig mineralisiert ist. Die Verursacher sollten stattdessen die Ballons an Leinen begrenzt aufsteigen lassen, um sie am Schluss wieder einzuziehen und selbst zu entsorgen oder wiederzuverwenden. Mitteilungen lassen sich heute auf anderen Wegen sinnvoller verschicken als mit der Ballonpost.  Ähnliches gilt auch für das Wild erschreckende Störungen, die mit viel Lärm oder Blitzen  verbunden sind. Auch hier gäbe es Alternativen, die die Tiere nicht verängstigen, aber feierlichen Anlässen gerecht werden. In Frage kämen Multivisionsschauen, Tanz- oder andere Veranstaltungen in geschlossenen Räumen.

Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Der Storchenexperte Udo Hilfers berichtet davon, dass immer wieder Störche dabei beobachtet werden, wie sie Netze von Rundballen und landwirtschaftlich eingesetzte Bindegarne für den Nestbau verwenden; geraten diese in den Magen der Jungstörche, gibt es Komplikationen, das kann auch zu einem lebensgefährlichen Verheddern der Füße, Hälse und Schnäbel führen. Ausgespiehene Gewölle enthalten auch Gummibänder, wie sie oft zum Umwickeln von Radieschen und anderem Gemüse verwendet werden. NaFor appelliert deshalb für eine ordnungsgemäße Entsorgung solcher Gummibänder und wendet sich gegen das sorglose Wegwerfen in die freie Landschaft.  Ähnlich negativ sind die Auswirkungen von Folien, die von den Störchen als Polstermaterial ins Nest eingetragen werden. Bei stärkerem Regen kommt es dann schnell zu Unterkühlung der im Wasser liegenden Jungstörche oder Eier. Hilfers empfiehlt deshalb einen Austausch der oben liegenden erdigen Bestandteile und Kunststoffe gegen wasserdurchlässige Holzhäckselspäne, die wie eine Drainage wirken und vor dem Kältetod bewahren.

Wer Materialien aus der Hand gibt, muss sich also gleich fragen, wie sie am Ende aus der Natur herausgehalten werden können.

Das gilt natürlich ebenfalls  in einer ganz anderen Größenordnung für die unablässigen Immissionen aus industrieller, gewerblicher und häuslicher Produktion. Kohlen- und Schwefeldioxid, aber auch die Emissionen aus der Düngung von Kulturböden wie vor allem Stickstoffverbindungen führen flächenhaft zu negativen Effekten, ob in Boden, Wasser oder in der Luft. Das zeigt sich indirekt durch die in den letzten Jahren stark angewachsene grüne Schwimmdeckenbildung auf stehenden Gewässern aus Entengrütze zum Nachteil der darunter im abgedunkelten Wasserkörper lebenden Fische und Amphibien, deren Sichtfeld- und Bewegungsspielraum mehr oder weniger stark eingeschränkt sind. Selbst Graureiher und Eisvögel haben es dann schwer, ihre Beute zu fangen. Das NaturschutzForum hält deshalb eine verstärkte Kontrolle jener Verursacher für notwendig, die zu einer unzulässigen Nährstoffanreicherung (Eutrophierung) beitragen. Dass dies der Fall ist, unabhängig von den ständigen Erklärungen, dass niemand für zu viel Dünger unnötig Geld investiere, zeigen die genannten Beispiele von Gummibändern bis zur Entengrütze.

 

Günter Brüning (Wassergruppe der Agenda 21 Oldenburg)