Mangel an Blüten und Insekten führt zu einem dramatischen Rückgang der Vogelbestände

Berlin. Die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen im  Bundestag hat den rasanten Schwund an Arten in der Nahrungskette zwischen Nektar liefernden Blütenpflanzen, Fluginsekten und  Singvögeln, aber auch im Bereich von Arten dokumentiert, die auf spezielle Lebensräume angewiesen sind.
Laut Bundesregierung ist in der EU die Zahl der Vogelbrutpaare in landwirtschaftlich genutzten Gebieten zwischen 1980 und 2010 um 300 Millionen, das sind 57 Prozent, zurückgegangen.  Das betrifft Rebhühner (- 84 Prozent) und Kiebitze (- 80 %) ebenso wie Uferschnepfen (- 61%) und Feldlerchen (- 35 %). Ein Drittel aller Vogelarten zeigt  seit Ende der  Neunzigerjahre eine „signifikante Bestandsabnahme“ (SPIEGEL online).
Ganz ähnlich steht es um den Rückgang der Nektar-anbietenden wildwachsenden Pflanzen. Sie verschwinden zunehmend durch das seit Jahrzehnten zu beobachtende flächenhafte Umpflügen von Saumbiotopen entlang der Wege und Fließgewässer. Auch die nicht unter Naturschutz stehenden Feuchtgebiete sind überwiegend entwässert. Bienen, Hummeln und zahlreiche andere Fluginsekten suchen vergebens nach Lebensräumen, die Nahrung und Deckung bieten. Hier sind je nach Region bis zu 90% mancher Insektenarten am Rande des Aussterbens.
Die mit Abstand größte Ursache dafür sind die Einwirkungen der industriellen Landwirtschaft durch Fremdnutzung, Unkraut- und Insektengifte. Das Naturschutzforum Deutschland (NaFor) sieht es als eines der größten politischen Versäumnisse an, dass dem Umpflügen solcher Pufferzonen tatenlos durch die überwiegende Zahl von Kommunen und ihrer Parlamente  zugesehen wird. Es ist dringend an der Zeit, alle illegal unter den Pflug genommenen Flächen nicht weiter zu dulden, sondern wieder in blütenreiche Brachen zu überführen,  so NaFor.  Dazu bedarf es keines großen Aufwandes, vielmehr reorganisiert sich die Natur in kurzer Zeit  von selbst. Sensible Wildkräuter und wichtige Futterpflanzen  lassen sich nachsäen, dominante Arten wie Kerbel, Phacelia und Herkulesstaude sollten stattdessen zurückgedrängt werden.
Remmer Akkermann

Literatur:

  • Aktuelle Auswertung: Immer weniger Vögel in Deutschland.-SPIEGELonline vom 04 05 2017
  • Resolution zum Schutz der mitteleuropäischen Insektenfauna, insbesondere der Wildbienen.- 12. Hymenopterologen-Tagung Stuttgart,  Oktober 2016
  • Dramatische Insekten-Verluste in NRW.- NABU NRW  21. Mai 2015
  • Landraub am Straßenrand. Bedeutung von begrünten Streifen für die Natur.- NABU SH , 26. 10. 2016
  • Sorg, M. u.a. (2013):  Ermittlung der Biomassen flugaktiver Insekten im Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch mit Malaise-Fallen in den Jahren 1989 und 2013.- Mitt. aus d. Entomolog. Verein Krefeld 1, 1-5
  • Studie zum Insektensterben in Deutschland – Umweltminister Stefan Wenzel will mit Experten beraten – Bis zu 80 Prozent Verluste bei Bienen, Faltern und anderen Insekten.- NMU PI 071/2017

Ergänzender Hinweis: Sollte Ihnen zur PM kein Zugang gewährt werden, versuchen Sie es über die Adresse:

Rote Liste 2017: Wiesen und Weiden in Gefahr – BMUB – Bund.de

Blühende Malven am Wegesrand im Juli. Foto: BSH