Dürre in Deutschland: Naturschutz und Landwirtschaft sollten gemeinsam regionale Konzepte vereinbaren

Das NaturschutzForum Deutschland fordert Umdenken

Wardenburg. Ganz Deutschland ist in diesem Jahr von einer ungewöhnlich langen Hitzeperiode betroffen. Die langanhaltende sommerliche Dürre konnte den Obstbäumen und dem Wein wenig anhaben, sofern eine Mindestwasserversorgung gesichert war. Ganz anders sind stark spezialisierte landwirtschaftliche Betriebe betroffen, denn sowohl in der Tierhaltung, als auch beim Gemüseanbau sind erheblich größere  Wasser- bzw. Futtermengen notwendig. Statt sich kostenintensiv immer mehr zu spezialisieren und in die Menge zu gehen, wäre eine  gemischte Bewirtschaftung aus Sicht des NaturschutzForum Deutschlands (NaFor) viel ratsamer. Durch diese Art der Bewirtschaftung wird das Risiko gestreut. Hitzeperioden können mit anderen Produkten überbrückt werden, so dass die Existenz, auch durch solche Hitzeperioden, nicht bedroht wird.

In der intensiven Landwirtschaft wurde und wird laut NaFor  missachtet, dass die Bodenressourcen endlich sind. Diese Tatsache wurde betriebswirtschaftlich ignoriert mit der Aufstockung der Tierbestände, der Abschaffung der Milchquoten sowie mit der Einbeziehung auch tierischer Abfälle in die Bundesdüngeverordnung, die anders zu behandeln sind als pflanzliche Komposte.

Daraus leitet der NaFor folgende Forderungen ab:

Prämien nur für Ökologische Leistungen  Die Ökologische Leistungen aller Landwirte sollten betriebs- oder landschaftsorientiert individuell mit entsprechenden Prämien honoriert werden. Die allgemeine Flächenprämie sollte nur kleinen Betrieben oder in Schutzgebieten weiterhin zugestanden werden.

Biodiversität fördernde Landwirtschaft: Die jahrhundertealten Wirtschaftsweisen, die wie im Falle von Wallhecken, Feldgehölzen, Mähwiesen und dauerhaften Saumbiotopen zu einem großen Artenreichtum geführt haben bei Wildkräutern, Schmetterlingen und Wirbeltieren, sollten mit größtem Nachdruck gefördert werden. Mischbetriebe sind zu unterstützen, eine Kennzeichnung im Sinne eines Labels für die Förderung geschützter Arten und Landschaften sollte höhere Preise und Subventionen rechtfertigen. Große Betriebe müssten dafür ungleich mehr tun als heute üblich. Ziel sollte die dauerhafte Ruhigstellung von 15 Prozent aller Flächen sein, darunter wichtige Feuchtbrachen als Regenerationszonen für Tier-Arten und Pflanzen-Sorten.

Die momentane Freigabe von Rauhfutter- und Grasflächen in Schutzgebieten sollte ein einmaliger Vorgang bleiben. Tritte von Huftieren und Portionsbeweidungen, wie zum Beispiel mit 200 Rindern und mehr führen zu irreparablen Schäden, unter anderem auf Trockenrasen und in Salzwiesen. Zum Vergleich: noch in den fünfziger Jahren konnte eine Familie von 17 Milchkühen leben.

Nunmehr ist schnellstens für angepasste Tierzahlen bis hin zur Kopfzahlbegrenzung wie in der Schweiz gesorgt werden. Auch sollten die Vorgaben der alten niedersächsischen Gülleverordnung gesetzlich umgesetzt werden.

Das Jahr 2018 hat gezeigt, dass  alle in einem Boot sitzen: der überwiegend  Mais anbauende Biogasbetreiber ebenso wie der Großviehhalter und die Masse der Verbraucher. Der Naturschutz braucht die Landwirtschaft bei Pflegemaßnahmen. Umgekehrt zeigt sich jetzt, dass die geschützten Flächen bei Extremereignissen  aushelfen können. Allerdings muss dies die Ausnahme bleiben.

Wenn alle Akteure mitmachen, die Tier- und Maisbestände deutlich verringert werden und für schlechte Zeiten durch Fonds vorgesorgt wird, werden sich nach Meinung von NaFor die extremen, nicht nachhaltigen Produktionsbedingungen verbessern und die Umweltprobleme bei Überdüngung, Wasserqualität und Flächendruck, der die industrielle Produktion begünstigt, deutlich verringern oder entschärfen. Allerdings wird die nächste Katastrophe nicht lange auf sich warten lassen, wenn das nicht ungleich schneller als bisher voran geht.

Milchkühe JAde_2012

Eine extensive Beweidung außerhalb der Hauptbrutzeit (März bis Juli; z.B. 1 Milchkuh / ha) fördert Schilfstreifen und andere Saumbiotope.

Rinder_Jade_2012

Portionsbeweidungen lassen keinen Platz mehr zum ungestörten Brüten von Kiebitz und anderen Wiesenvögeln. Hier bedarf es besserer Abstimmungen mit dem Naturschutz. Foto: BSH