Starkregen NLWKN stellt Hinweiskarten für Starkregengefahren in Niedersachsen vor

Deutschlandweite Hinweiskarten des BKG verdeutlichen lokale Gefahren

Starkregenindex (SRI) nach Schmitt et. al., 2018, graphische Aufarbeitung aus Hochwassergefahrenkarten Köln
(Abb. nlwkn.niedersachsen)

Verden. „Die Gefahr, von einem Starkregenereignis betroffen zu sein, ist für jede und jeden, jederzeit und an jedem Ort möglich“ sagt Tobias Drückler vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Sein Kollege Malte Schilling ergänzt: „Im Vergleich zu Flusshochwassern gibt es für Starkregenereignisse auch keine ausreichende Vorwarnzeit.“ Die Starkregen-Experten des NLWKN-Hochwasserkompetenzzentrums arbeiten in Niedersachsen zusammen mit dem Umweltministerium an einer deutschlandweiten Hinweiskarte zu Starkregengefahren des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKG). Diese soll zukünftig auf derartige lokale Gefahren hinweisen.

Bereits 2021 hat das BKG für Nordrhein-Westfalen eine entsprechende Karte veröffentlicht. Dieses Jahr folgen zehn weitere Bundesländer. Ende 2024 wird die gesamte Fläche Nord-, West- und Ostdeutschlands als Hinweiskarte für Starkregen vorliegen. Bis Ende 2025 soll die Hinweiskarte auch um die restlichen Bundesländer ergänzt werden.

Eine Auswertung des Deutschen Wetterdiensts für den Zeitraum von 2001 bis 2022 hat alleine für Niedersachsen mehr als 700 Niederschlagsereignisse mit einem maximalen Starkregenindex (SRI) ab Stufe 7 („außergewöhnlicher Starkregen“) ergeben. Der Starkregenindex (SRI) ist ein Wert, den die Intensität eines Niederschlagsereignisses beschreibt. Eines der letzten Starkregenereignisse trat mit ungefähr 60 bis 70 Millimetern – das entspricht etwa sechs bis sieben Wassereimern pro Quadratmeter – am 13. August 2024 von 17 bis 18 Uhr in Aurich mit einem SRI 9 („extremer Starkregen“) auf. Dieses Ereignis führte zu einer Teilevakuierung in einem Alten- und Pflegeheim. Auch das Klinikum war betroffen, aber Feuerwehr und Technisches Hilfswerk konnten eine Evakuierung verhindern. Insgesamt wurden für dieses Ereignis 180 Einsätze in Aurich registriert.

Die deutschlandweite Hinweiskarte wird die maximalen Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten von einem außergewöhnlichen (SRI 7) sowie extremen Starkregenereignis (SRI 9) darstellen. Anhand der Hinweiskarten kann jede und jeder erkennen, welche Regionen bei einem SRI 7 betroffen sind. Die Karte ist so genau, dass auch einzelne Gebäude zu erkennen sind. Ein Vorabzug für Aurich veranschaulichte die Beobachtungen vom Ereignis im August 2024 und zeigte die Betroffenheit des Alten- und Pflegeheims sowie des Klinikums und von lokalen Senken, in denen sich das Wasser sammelte und so zu überfluteten Kellern beziehungsweise Grundstücken führte.

Voraussichtlich noch bis Ende des Jahres werden die Hinweiskarten über den Kartenserver des Bundes (Geoportal.de) veröffentlicht. Über die Karten, ihre Auslegung und zur generellen Problematik von Starkregenereignissen informierten die NLWKN-Experten Drückler und Schilling die niedersächsischen Landkreise und Kommunen bis Ende 2024.

„Aufgrund der erhöhten Nachfrage zu den Gefahren aus Starkregen und Sturzfluten berät das Hochwasserkompetenzzentrum des NLWKN seit 2023 die Kommunen und Landkreise. Dabei wird neben der klassischen Beratung zu vorsorgendem Hochwasserschutz auch zum Thema Starkregengefahrenanalyse und der darauf aufbauenden Starkregenvorsorge beraten. Das zukünftige Portal des BKG wird es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, sich über eine mögliche direkte eigene Betroffenheit zu informieren. Weitergehende Informationen über die Starkregenproblematik finden sich auf der Internetseite des Umweltministeriums (Starkregen | Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (niedersachsen.de)“ resümiert Tobias Drückler.

Vorabzug der Hinweiskarte Starkregengefahren für Aurich. Die blauen Bereichen zeigen deutlich die Gefahrenzonen auf.
(Abb. nlwkn.niedersachsen)
Radarerfasste Sturzfluten von 2001 bis 2022 – Kreisfarbe entspricht dem maximalen Starkregenindex im Niederschlagsgebiet,
Kreisgröße gibt die Größe des Niederschlagsgebiets wieder. (Abb. nlwkn.niedersachsen)
Ausschnitt aus der Hinweiskarte Starkregengefahren vom Geoportal des Bunds für Nordrhein-Westfalen.
(Abb. nlwkn.niedersachsen)

Herausgeber: NLWKN Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.

Presseinformation im Portal des Landes Niedersachsen: www.nlwkn.niedersachsen.de/…aktuelles/pressemitteilungen/nlwkn-stellt-hinweiskarten-fur-starkregengefahren-in-niedersachsen-vor


Faktencheck Artenvielfalt zeigt erstmals, wie es um die biologische Vielfalt in Deutschland steht

aus den VBIO-News 37/2024 Aktuelles aus den Biowissenschaften 02. 10. 2024

Mehr als die Hälfte der natürlichen Lebensraumtypen in Deutschland weist einen ökologisch ungünstigen Zustand auf, täglich verschwinden weitere wertvolle Habitatflächen. Die Konsequenz: Populationen von Arten schrumpfen, verarmen genetisch oder sterben aus – mit direktem Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Funktionsweise von Ökosystemen. Ein Drittel der Arten sind gefährdet, etwa drei Prozent sind bereits ausgestorben. ….

In kaum einem Land wird so viel zur biologischen Vielfalt geforscht wie in Deutschland. Für den Faktencheck Artenvielfalt (FA) haben mehr als 150 Wissenschaftler:innen von 75 Institutionen und Verbänden nun die Erkenntnisse aus über 6000 Publikationen ausgewertet, und in einer eigens dafür entwickelten Datenbank zusammengeführt. Um langfristige Entwicklungen zu erkennen, haben sie einen bisher noch nicht dagewesenen Datensatz von rund 15.000 Trends aus knapp 6200 Zeitreihen erstellt und analysiert. „Der Faktencheck Artenvielfalt ist weltweit eines der ersten Beispiele, wie große internationale Berichte – wie die globalen und regionalen Assessments des Weltbiodiversitätsrates IPBES – auf einen nationalen Kontext zugeschnitten aussehen können, mit dem Ziel, Handlungsoptionen für die konkrete nationale und subnationale Politik aufzuzeigen und zu entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Christian Wirth, Professor an der Universität Leipzig und Mitherausgeber des FA.

Die Ergebnisse sind ernüchternd. Insgesamt sind 60 Prozent der 93 untersuchten Lebensraumtypen in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Am schlechtesten steht es um ehemals artenreiche Äcker und Grünland, Moore, Moorwälder, Sümpfe und Quellen. Der FA stellt nur wenige positive Entwicklungen fest, beispielsweise in Laubwäldern – doch diese werden akut vom Klimawandel bedroht.

10.000 Arten in Deutschland sind bestandsgefährdet . . .

Weiteres siehe: www.oekom.de/…Naturchutz&schlagwort

sowie: www.vbio.de/aktuelles/


Komplettes Erbgut und Gift-Gene der Mikroalge der Oder-Katastrophe entschlüsselt

Bezug auf die NaFor-PM vom 20. 08. 2022:

Fischsterben an der Oder: Seitengewässer vor eindringendem Oder-Wasser schützen

www.nafor.de/category/aktuelles/pressemitteilungen/Fischsterben an der Oder…

Im Sommer 2022 verendeten in der Oder rund 1.000 Tonnen Fische, Muscheln und Schnecken. Die Katastrophe war zwar vom Menschen verursacht, doch die unmittelbare Todesursache war das Gift einer Mikroalge mit dem wissenschaftlichen Sammelnamen Prymnesium parvum, oft auch ‚Goldalge‘ genannt. Seitdem haben sich diese Einzeller dauerhaft in der Oder angesiedelt. Forscherinnen und Forscher unter Leitung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) jetzt das Erbgut der Mikroalge sequenziert. Dabei konnten sie die Gensequenzen ausmachen, die für die Giftbildung verantwortlich sind. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.
Prymnesium parvum s.l. (sensu lato), umgangssprachlich Goldalge genannt, steht für eine ganze Gruppe von Mikroalgen, die mit einer Größe von 5 bis 10 Mikrometern zwar winzig sind, aber verheerende Schäden anrichten können. Denn diese Algen können Zellgifte bilden, so genannte Prymnesine. Diese zerstören die Kiemen von Fischen und Filtrierern wie Muscheln und Schnecken im Wasser und greifen auch andere Körpergewebe an. Die Folge: Tod durch Sauerstoffmangel oder Kreislaufversagen.

Mikroalge ist nicht gleich Mikroalge:
Bisherige Untersuchungen zur Morphologie, Abstammung und Genetik haben gezeigt, dass Prymnesium parvum s.l. eine große Diversität aufweist: Mindestens 40 genetisch unterscheidbare Stämme mit unterschiedlichem Erbmaterial sind bekannt. Je nach Toxinproduktion werden drei Typen unterschieden: A, B und C. Bisher gab es nur ein Referenzgenom – eine vollständige „Abschrift“ des gesamten Erbguts – für den Typ A.

Nahe Verwandtschaft der Mikroalge ODER1 mit Brackwasserstämmen aus Dänemark und Norwegen:
Ein internationales Team um die IGB-Forscher Dr. Heiner Kuhl, Dr. Jürgen Strassert, Prof. Dr. Michael Monaghan und PD Dr. Matthias Stöck hat nun im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums geförderten Projekts ODER~SO das gesamte Erbgut (Genom) des Algenstamms aus der Oderkatastrophe sequenziert. Dabei identifizierten sie auch Gensequenzen, die für die chemische Struktur der Toxine und damit für deren Eigenschaften verantwortlich sind. Der sequenzierte Stamm erhielt die Bezeichnung ‚ODER1‘ und wurde dem Typ B zugeordnet.

Die Forschenden erstellten zudem einen genetischen Stammbaum verschiedener Prymnesium parvum-Stämme. Dieser zeigt, dass der ODER1-Stamm am engsten mit einem Typ B-Stamm, K-0081, der bereits 1985 aus Brackwasser im Nordwesten Dänemarks isoliert wurde, sowie mit weiteren Typ B-Stämmen aus Norwegen (RCC3426, KAC-39 und K-0374) verwandt ist. Diese Ähnlichkeit ist auf die geographische Nähe zurückzuführen, gibt aber keinen direkten Aufschluss darüber, wie die Alge in die Oder gelangte.

(Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei – IGB)

Aus: VBIO Newsletter 25 / 2024 Aktuelles aus den Biowissenschaften

www.vbio.de/aktuelles/details…news


Originalpublikation:

Heiner Kuhl, Jürgen F.H. Strassert, Dora Čertnerová, Elisabeth Varga, Eva Kreuz, Dunja K. Lamatsch, Sven Wuertz, Jan Köhler, Michael T. Monaghan, Matthias Stöck: The haplotype-resolved Prymnesium parvum (type B) microalga genome reveals the genetic basis of its fish-killing toxins, Current Biology, 2024, ISSN 0960-9822,

https://doi.org/10.1016/j.cub.2024.06.033 (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982224008170)

Außerdem lesenswert das IGB Fact Sheet > Oder-Katastrophe: Was wissen wir über die Goldalge Prymnesium parvum?

https://www.igb-berlin.de/news/oder-katastrophe-was-wissen-wir-ueber-die-goldalg…


Geschädigte Ökosysteme – Neue Methode, um die Widerstandsfähigkeit der Vegetation zu schätzen

aus den VBIO-News 36/2023

Wer in diesem Jahr Urlaub am Meer gemacht hat, hat es dort vielleicht schon gemerkt, die Meere werden immer wärmer. Aber nicht nur das, sie werden auch immer saurer, mit erheblichen Folgen für die Meeresbewohner. Sichtbar gemacht haben dies Forschende aus Zürich mit Hilfe von „OceanAcidificationStripes“, die anzeigen, wie weit die Versauerung in Ihrer Lieblingsbaderegion schon vorangeschritten ist. Wie stark der Klimawandel der globalen Pflanzenwelt zusetzt, zeigt eine neue Methode, die die Widerstandsfähigkeit der Vegetation anhand von Satellitendaten und der Biomasse bestimmt, auch hier werden viele geschädigte Ökosysteme sichtbar. Und wenn Sie jetzt endlich auch mal Ihre Meinung zum Klimawandel loswerden wollen, oder konkrete Vorschläge haben, können Sie das auf einer online-Plattform des Bundesumweltministeriums beim „Dialog KlimaAnpassung – Leben im Klimawandel gemeinsam meistern“. Eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen sollte.


Ideen und Anregungen dazu bekommen Sie vielleicht auch noch bei den kommenden VBIO online Veranstaltungen zum Thema „Biodiversität und Klimaveränderung und deren Wechselwirkung“ oder „Ozeane: Zeugen und Akteure des Klimawandels“.


Weitere Informationen im VBIO-Newsletter 36 unter: www.vbio.de/aktuelles/details
Weitere Infos zu VBIO unter: www.vbio.de


Wanderwegekonzeption für das Grüne Band Thüringen veröffentlicht

12. Juni 2023. Der Deutsche Wanderverband (DWV) hat als Abschluss eines Pilotprojektes ein umfangreiches Wanderwegekonzept für das Grüne Band Thüringen veröffentlicht. Zusätzlich bieten die Ergebnisse des Projektes wichtige Erkenntnisse zum Grünen Band insgesamt.

Vom Heldrastein hat man einen grandiosen Fernblick auf das Grüne Band © Deutscher Wanderverband / Erik Neumeyer

Das Konzept ist Ergebnis des Pilotprojektes „Wanderbares Grünes Band. Naturtouristische Wanderwegekonzeption Grünes Band Thüringen“, das vor gut anderthalb Jahren gestartet ist. Neben der eigentlichen Wanderwegekonzeption formulierte der DWV konkrete Handlungsempfehlungen, auch auf Basis einer Umfrage zum Wandern in Deutschland mit besonderem Fokus auf dem Grünen Band,

Das DWV-Projektteam hat ein Wanderangebot aus 33 Leitwegen, 77 Potenzialwegen und rund 160 Ergänzungswegen erarbeitet, das Wandernden die naturräumlichen und kulturellen Besonderheiten des Grünen Bandes Thüringen erschließt. Leitwege sind meist Halbtages- und Tagestouren, die sich thematisch eng auf das Grüne Band beziehen, als Wanderweg eine hohe Qualität besitzen und ein Stück auf dem ehemaligen Kolonnenweg verlaufen, der von den DDR- Grenztruppen zur Kontrolle der damaligen deutsch-deutschen Grenze genutzt wurde. Potenzialwege haben ebenfalls einen hohen Themenbezug zum Grünen Band, lassen sich aber hinsichtlich der Qualität als Wanderweg noch verbessern. Ergänzungswege gewährleisten ein Wegenetz rechts und links des Grünen Bandes, sodass Wandernde ihre Wanderungen variieren und Alternativen nutzen können.

Für die Zukunft sieht die Wanderwegekonzeption vor, Natur und Kultur am Grünen Band durch ein noch engmaschigeres Wegenetz zu erschließen. Ziel sind rund 50 Leitwege, die jeweils nicht weiter als 30 Kilometer auseinanderliegen sollen. Für DWV-Geschäftsführerin Ute Dicks war es ein Herzensanliegen, Wandernden das Grüne Band mit seinen kulturellen und naturräumlichen Besonderheiten stärker zu erschließen: „Ein wesentliches Ziel des Projektes war es, diesen emotional für viele Menschen so aufgeladenen Raum auf naturverträgliche und respektvolle Weise durch attraktive Wanderangebote noch besser erlebbar zu machen. Das Grüne Band wird so zum Erlebnisraum voller Wanderschätze.“

Besonders wichtig findet Dicks, dass die Wanderwegekonzeption von Partizipation gekennzeichnet war: „Zahlreiche am Grünen Band Thüringen ansässigen Akteure waren mit ihrer Expertise einbezogen, um eine nachhaltige Infrastruktur im Sinne eines Qualitätstourismus und für die Menschen vor Ort zu entwickeln.“ Viele der Ergebnisse sind nicht nur thüringenspezifisch, sondern lassen sich nach Ansicht des Projektteams auch entlang weiterer Abschnitte entlang des Grünen Bandes anwenden.

Bernhard Stengele, Umweltminister von Thüringen, sieht im Grünen Band einen einzigartigen Natur- und Kulturraum mit Strahlkraft weit über Thüringen hinaus: „Thüringen hat hier eine wichtige Grundlagenarbeit gefördert und kann als Modell einer naturverträglichen Entwicklung am Grünen Band auch für andere Anrainer dienen. Die Wanderwegekonzeption und ihr Wert für die touristische Entwicklung lässt sich in den Grundzügen sicher auf andere Bundesländer übertragen,“

Der „Leitfaden Wanderbares Grünes Band – Ergebnisse und Handlungsempfehlungen zur Naturtouristischen Wanderwegekonzeption Grünes Band Thüringen“ und die ..Wanderstudie Wanderbares Grünes Band“ können hier heruntergeladen werden: www.wanderverband.de/ergebnisse-gruenes-band

Unterwegs am Grünen Band © Deutscher Wanderverband
Von Bäumen gesäumter Weg entlang des Grünen Bands © Deutscher Wanderverband

Spechtgruppentagung 2023

Spechttagung vom 31.03. bis 02.04.2023 im Nationalpark Hainich

Am kommenden Wochenende, vom 31.03. bis 02.04.2023, findet die diesjährige Tagung der Fachgruppe Spechte in Kammerforst am Nationalpark Hainich in Thüringen statt. Auch kurzentschlossene Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind herzlich willkommen. Programm und Ablaufplan stehen auf der Website der FG zur Verfügung:

www.fachgruppe-spechte.de/tagungen/kammerforst-d-2023/

Schwerpunktthemen sind „Alte Buchenwälder“, „Monitoring von Spechten“ und „Alles rund um Specht“.

Neben einem informativen Vortragsprogramm wird eine Exkursion in den Nationalpark Hainich angeboten. Die Wälder sind seit der letzten Tagung für die hier vorkommenden sieben Spechtarten noch interessanter geworden – immerhin begeht der Nationalpark 2023 seinen 25. Geburtstag, mehr als 5.000 Hektar Laubwald konnten sich in dieser Zeit ungestört weiterentwickeln. Und seit 2011 gehört der Hainich sogar zum UNESCO-Welterbe der Europäischen Buchenwälder.

Die Tagung steht auch Nicht-Mitgliedern offen. Tagungsgebühren fallen keine an.

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Dipl.-Biol. (MSc) Karl Falk

Deutsche Ornithologen-Gesellschaft e.V.

Geschäftsstelle / Office
c/o Institut für Vogelforschung
An der Vogelwarte 21
26386 Wilhelmshaven
Deutschland / Germany

Tel. +49 (0)176 78114479
Fax: +49 (0)4421 9689 55

Webseite: www.do-g.de

Email: geschaeftsstelle@do-g.de sowie info@do-g.de


Bund gegen Missbrauch der Tiere feiert seinen 100. Geburtstag

Seit einem Jahrhundert engagiert der Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) sich nun schon für den Schutz der Tiere in unserer Gesellschaft. Was als Zusammenschluss gegen Tierversuche begann, ist zu einer festen Instanz im deutschen Tierschutz geworden. Auch Naturschutzverbände wie die BSH kooperieren mit dem bmt.

Im Jahr 1922 als „Bund gegen Vivisektion“ gegründet, wurde er wie andere Tierschutzorganisationen im Dritten Reich gleichgeschaltet, was einem Verbot gleichkam. Nach dem 2. Weltkrieg kam es zur Neugründung des Vereins. Doch sollte das Engagement der Tierschützer sollte nun nicht mehr allein den Tieren gelten, die in Versuchslaboren leiden, sondern vielmehr allen Tieren. Somit musste auch ein neuer Name her, der dieses Ziel benennt: Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., kurz: „bmt“. Heute ist der bmt mit 15 Standorten im gesamten Bundesgebiet vertreten. Die zehn vereinseigenen Tierheime bilden das Zentrum der ganzheitlichen Tierschutzarbeit, die politisches Engagement und praktischen Tierschutz auf einzigartige in den bmt-Tierheimen finden Tiere in Not einen Unterschlupf und werden von fachkundigen Tierpflegern bis zur Vermittlung in ein passendes Zuhause individuell und liebevoll versorgt. Pro Jahr finden hier 4.000 Heimtiere den Weg in ein neues Leben.

Daneben setzt sich der bmt für rechtliche Verbesserungen im Umgang mit landwirtschaftlich gehaltenen Tieren ein, da hier das Tierleid besonders groß ist. Nicht zuletzt liegen dem bmt auch der Schutz der Wildtiere und der Erhalt ihrer Lebensräume sehr am Herzen. So gibt es seit vielen Jahren enge und erfolgreiche Kooperationen, beispielsweise mit der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH), die sich dem Erhalt und der Pflege wertvoller Biotope im Raum Niedersachsen verschrieben hat.

Der bmt ist Mitglied im Deutschen Spendenrat und unterliegt daher den besonderen Regelungen durch die freiwillige Selbstkontrolle. Dies gilt insbesondere bei der Sicherstellung des ordnungsgemäßen, treuhänderischen Umgangs mit den Spendengeldern. Der bmt ist als besonders förderungswürdig anerkannt und hat seinen Hauptsitz in Köln.

Näheres zur Arbeit des bmt kann man dem Geschäftsbericht entnehmen:

Geschäftsbericht [PDF]

Dipl. Biol. Torsten Schmidt

Wissenschaftlicher Mitarbeiter des bmt

24376 Kappeln

torsten.schmidt@bmt-tierschuitz.de


Insektenschonende Mähtechnik im Grünland

Projekt der Universität Hohenheim

Pressemitteilung des BMUV und des BfN vom 05.07.2022

Eine insektenfreundlichere Mahd könnte bundesweit Insektenleben retten: Studien belegen, dass durch heute übliche Verfahren zur Mahd landwirtschaftlicher Grünflächen ein Großteil der dort lebenden Insekten getötet wird. Das Projekt „InsectMow“ der Universitäten Hohenheim und Tübingen entwickelt deshalb schonende Mähtechniken, mit denen die hohe Insektensterblichkeit minimiert werden kann. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerium (BMUV) fördern das Vorhaben im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit rund 648.000 Euro.

BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm: „Insekten sind die Grundlage stabiler Nahrungsnetze und erfüllen wichtige Funktionen in unseren Agrarökosystemen. Wenn die Zahl und Vielfalt der Insekten abnehmen, verschlechtern sich auch die ökologischen Leistungen auf landwirtschaftlichen Flächen drastisch. In der landwirtschaftlichen Praxis werden vor allem Scheibenmähwerke breit angewendet, deshalb ist die Notwendigkeit hoch, diese insektenfreundlicher zu konstruieren.“

Hintergrund
Bis zu fünf Mahden pro Jahr über viele Jahre hinweg sorgen für einen massiven Rückgang von Insekten auf landwirtschaftlich genutztem Grünland. Im Projekt „InsectMow“ sollen Scheibenmähwerke deshalb so modifiziert werden, dass beim Mähen weniger Insekten getötet werden. Zusätzlich wird eine effektive, am Mähwerk anzubauende Insektenscheuche entwickelt, die Insekten zur Flucht vor dem Mähwerk veranlasst. Mit diesen zwei Ansätzen soll die Insektensterblichkeit durch Mähen im Grünland minimiert werden.

Das Projekt wird von Fachleuten der Agrartechnik und Tierökologie der Universitäten Hohenheim und Tübingen durchgeführt. Die Entwicklung erfolgt schrittweise: Die von den Agraringenieur*innen gemeinsam mit dem Mähwerkshersteller Claas Saulgau GmbH entwickelten Mähwerkmodifikationen werden von Tierökolog*innen in Freilanduntersuchungen in Bezug auf ihre Effekte auf Insekten und Spinnen erprobt, anschließend weiterentwickelt und erneut im Freiland getestet. Mit der DLG-Prüfstelle Groß-Umstadt werden ein standardisiertes Testverfahren für insektenfreundliche Mähtechnik und ein entsprechendes Label für die Anwendung in der Praxis erarbeitet, damit die Neuentwicklung Eingang in den Markt findet.

Das am Projekt beteiligte Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim ist weltweit führend in der Entwicklung innovativer Techniken im Agrarbereich. Die beteiligten Tierökolog*innen der Universitäten Hohenheim und Tübingen befassen sich seit vielen Jahren mit den Ursachen und Folgen des Insektensterbens.

Projekt-Steckbrief „InsectMow“: https://bit.ly/insectmow

Weitere Informationen zum Bundesprogramm Biologische Vielfalt: https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm 

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Der Schutz von Insekten wie z.B. Schmetterlingen geht einher mit der Förderung von Wildkräutern und Gebüschen bis zur Samenreife. Fotos: BSHnatur

Biodiversitätszentrum Rhön: Hirschkäfer gesucht!

Bayerisches Landesamt für Umwelt – Pressemitteilung Nummer 18/22 (Auszug)

https://www.lfu.bayern.de/pressemitteilungen/c/1677968/18-22-biodiversitaetszentrum-rhoen-hirschkaefer-gesucht

Mit bis zu neun Zentimetern Länge gehört der Hirschkäfer zu den größten heimischen Käferarten und ist auch von Laien gut zu erkennen – darauf bauen das Biodiversitätszentrum Rhön (BioZ) im Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU), die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) sowie der Verein Hirschkäferfreunde Nature Two e.V. Sie wollen sich ein genaues Bild von der Verbreitung dieses gefährdeten und naturschutzfachlich bedeutsamen Käfers in Franken machen und setzen dabei auf die Unterstützung der Bevölkerung. Wer einen Hirschkäfer entdeckt, kann seinen Fund bis 31. August 2022 online melden.

Wo sich die Suche nach dem imposanten Käfer lohnt, verrät ein Blick auf seine Lebensweise. Als Brutstätte und Nahrungsquelle für seine Larven benötigt der Hirschkäfer besonntes Totholz mit Bodenkontakt, das bereits stark zersetzt ist. Besonders beliebt sind morsche Baumstümpfe von Eichen und anderen Laubbäumen. Die erwachsenen Käfer ernähren sich dagegen von Baumsaft, der aus Baumwunden austritt, oder reifen Früchten.

Diese Voraussetzungen findet der Hirschkäfer vor allem in lichten Wäldern und an Waldrändern, aber auch im Siedlungsbereich: Nicht selten kommt er in Gärten, Streuobstwiesen, Parks, Alleen und anderen sonnigen Orten mit alten Baumbeständen vor, aber auch ein vergessener Brennholzstapel kann als Brutplatz dienen.

Die höchsten Chancen, die nachtaktiven Tiere fliegen oder krabbeln zu sehen, bestehen an schwülwarmen Abenden während ihrer Flugzeit von Mitte Mai bis Ende Juli. Die Männchen lassen sich leicht anhand ihres namensgebenden, geweihartigen Oberkiefers identifizieren. Ihre Körpergröße schwankt zwischen 3,5 und beeindruckenden 9 Zentimetern. Hirschkäferweibchen sind dagegen mit einer Länge von 3 bis 5 Zentimetern deutlich kleiner und verfügen über einen wesentlich weniger ausgeprägten Oberkiefer. Kennzeichnend sind auch die schwarzbraune Grundfarbe sowie das rotbraune Schimmern der Flügeldecken. Wer das Glück hat, einen Hirschkäfer zu entdecken, darf diesen keinesfalls der Natur entnehmen. Sie gelten in Bayern als stark gefährdet und sind gesetzlich geschützt. Unter www.hirschkaefer-suche.de können Interessierte bis zum 31. August 2022 ihre Beobachtungen mit Angabe von Fundort und Funddatum melden – am besten mit einem Foto des Käfers.

Der aus der Baumwunde austretende, rötliche Baumsaft dient dem Hirschkäferpärchen als Nahrung. Quelle: S. Finnberg

Hinweis: Für Meldungen von Fundorten sind die Naturschutzbehörden bei den Bezirksregierungen (soweit vorhanden), Landkreisen und kreisfreien Städten sowie die Landesämter (Landesbetriebe) für Naturschutz zuständig.