Forderungen an ein Aktionsprogramm

Die im Deutschen Naturschutzring (DNR) zusammengeschlossenen Natur-, Umwelt- und Tierschutzverbände haben sich in einer Resolution zum Insektensterben und zu Fördermaßnahmen ausgesprochen („Forderungen an ein Aktionsprogramm Insektenschutz“). Der Link zur ausführlichen Fassung lautet:

https://www.dnr.de/fileadmin/Positionen/2018-04-DNR-Aktionsprogramm-Insektenschutz.pdf

 Daraus das folgende Zitat:

In einigen Regionen Deutschlands ist die Biomasse an Fluginsekten seit dem Jahr 1989 um über 75 Prozent zurückgegangen. Ca. 33.000 heimische Arten sind betroffen. Dieser Verlust hat weitreichende Folgen und bedroht auch andere Tiere wie z.B. Vögel und Fledermäuse, die auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen sind.

Insekten sind für den Fortbestand unserer Ökosysteme ebenso unverzichtbar wie für die Sicherung unserer Ernährung. Zwei Drittel unserer Nahrungspflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen, deren ökonomischer Wert allein in Europa etwa 22 Milliarden Euro beträgt.

Insbesondere Wildinsekten spielen in diesem Kontext eine wichtige Rolle, da ihre Bestäuberleistung und vor allem -qualität nicht durch Honigbienen ersetzt werden kann. Um die Lebensbedingungen heimischer Insekten in den kommenden Jahren nachweislich zu verbessern, sehen die Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbände in nachfolgenden Schwerpunktbereichen einen prioritären Handlungsbedarf für die Bundesregierung, den sie zugleich auf Landes- und europäischer Ebene geltend machen muss:

  1. Pestizidanwendungen reduzieren – Zulassungskriterien reformieren
  2. Strukturvielfalt in Agrarlandschaften fördern
  3. Nährstoffeinträge wirksam reduzieren
  4. Qualitätsoffensive für Schutzgebiete initiieren
  5. Insektenvielfalt in Siedlungsräumen fördern
  6. Forschung und Monitoring intensivieren, Bildung verbessern

(…)

Es bleibt zu hoffen, dass die Bundesregierung auf die Umstellung der Agrarförderung setzt, indem sie prioritär die ökologischen Leistungen landwirtschaftlicher Betriebe und nicht das Eigentum von Wirtschaftsflächen subventioniert.

 


Vom Wegrand in den Garten. Wildblumen – eine Augenweide für uns, eine Nektar- und Pollenquelle für viele Insekten

Die Naturschutzverbände NaFor und BSH veröffentlichten zur Förderung von Fluginsekten ein neues Merkblatt.

Schon die ersten Sätze des neuen achtseitigen Merkblattes des NaturschutzForums Deutschland (NaFor) und der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems(BSH) weisen auf das Grundproblem in der freien Landschaft hin: die Farbe Grün

dominiert zwar, dennoch gibt es ein zu geringes Nahrungsangebot für die Kleintierwelt. Die bei München wohnende Biologin Veronikas Straaß möchte das ändern, indem sie auf den acht Seiten des Merkblatts 79 auch an alle Gartenbesitzer appelliert, Platz für die wildlebenden Kräuter zu reservieren. Wer da gemeint ist, zeigen 31 Fotos von Wildblumen, die vital nebeneinander stehend eine beachtliche Farbenvielfalt zeigen. Die Autorin schreibt dazu wie folgt: Wer am Wochenende „raus ins Grüne“ fährt, bekommt hektarweise genau das zu sehen: grün, nichts als grün. Maisfeld an Getreideacker an Futterwiese, soweit das Auge reicht. Nur hier und da trotzt ein Klatschmohn der Herbiziddusche, ein paar

Stängel Hundskamille ragen verloren zwischen den Getreidehalmen hervor, eine vereinzelte Wiesenflockenblume behauptet sich im Meer aus Löwenzahn und Hahnenfuß. Nur wenige Blütenpflanzen halten Herbizide, Düngerregen und kurzgetaktete Mahd aus. Wer langsam wächst, wer Licht und Wurzelraum zum Leben braucht, hat in der Hochertragslandschaft schlechte Chancen. Aber noch gibt es sie, die wilden, bunten Ecken. Nicht auf den Wiesen, die längst keine Blumenwiesen mehr sind, sondern auf brachliegenden Feldern, in Baulücken, vor allem aber an

Wegrändern und Straßenböschungen. Der größte Vorzug solcher Flächen: Sie werden kaum oder gar nicht gedüngt.

Und so geht es weiter, überzeugend und mitreißend formuliert aus einer anderen Sicht, ohne den belehrenden Zeigefinger. Das Merkblatt kann im Internet unter www.bsh-natur.de (Merkblätter) aufgerufen oder in gedruckter Version im A4-Format direkt bei der BSH, Gartenweg 5 in 26203 Wardenburg erworben werden, auch in Klassensätzen, soweit der Vorrat reicht.

Das neue Merkblatt finden Sie hier.


Moorbrand im Emsland vernichtet wertvolle Biotope – Kompensation erforderlich

Das Naturschutzforum Deutschland (NaFor) fordert, sensible Biotope wie die hier betroffenen ost-emsländischen Moore Tinner Dose und Umgebung aus der militärischen Nutzung der Bundeswehr herauszunehmen und wieder zu vernässen. Um zukünftiger Biotopzerstörung vorzubeugen, muss das Hauptaugenmerk der Prävention von Bränden gelten. Dies erfordert eine Anpassung und ggf. Verschiebung der Aktivitäten ebenso wie eine bessere Ausstattung der Löschkräfte.

Meppen / Emsland. Anfang September lösten  Raketentests auf dem weiträumigen Testgelände der Wehrtechnischen Dienststelle der Bundeswehr im Bereich des naturgeschützten Hochmoores NSG Tinner und Staverner Dose einen großflächigen Moorbrand aus. Nach der extremen sommerlichen Dürre gerieten die teilentwässerten Moorkomplexe leicht in Brand. Da keine einsatzfähige Feuerwehr mit Löschraupen einsatzbereit war, breiteten sich Schwelbrände mit Glutnestern unter der Oberfläche auf mehr als fünf Quadratkilometern aus. Etwa eine halbe Million Tonnen Kohlendioxid dürften freigesetzt worden sein.

Schon 2010 hatte ein Brand etwa sechs Wochen geschwelt, bis er endlich gelöscht werden konnte. In Kenntnis dieser Sachlage, ist es nach Auffassung des NaturschutzForums völlig unverständlich, wie die zuständige Standortverwaltung zwei Wochen nahezu untätig geblieben ist, bevor sie das Ausmaß des Brandes erkannte.

Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) sieht in den brandgefährlichen Schießübungen in den Hochmooren ein grob fahrlässiges Verhalten und kritisiert auch die anschließende Kommunikationspolitik der Bundeswehr – etwa die fehlende Transparenz in Hinblick auf die gemessenen gesundheitsgefährdenden Kohlenmonoxidwerte.

Diese spezifische Kritik darf dabei nicht als pauschaler Vorwurf verstanden werden. Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) weist vielmehr darauf hin, dass der Naturschutz den Truppenübungsplätzen und damit der Nutzung durch die Bundeswehr die Förderung bedrohter Tierarten verdankt, so etwa Wiedehopf, Steinschmätzer und Birkhuhn, Kreuzkröten, Kreuzotter und Schlingnatter. Es gibt viele gute Beispiele für das reibungslose Funktionieren der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Bundeswehr.

Um auch in Zukunft im Sinne des Naturschutzes zusammenzuarbeiten, fordert das NaturschutzForum (NAFor) von der Bundeswehr:

 

Hochmoore sind heute auch Refugien für Kreuzkröten (hier im Bild während einer Rettungsaktion in Diepholz), Reptilien, bodenbrütende Schnepfen und andere Wirbeltiere. Foto: BSH-Archiv

Hochmoore sind heute auch Refugien für Kreuzkröten (hier im Bild während einer Rettungsaktion in Diepholz), Reptilien, bodenbrütende Schnepfen und andere Wirbeltiere. Foto: BSH-Archiv

 

  1. Brandprävention muss Vorrang haben. Je nach den konkreten Bedingungen vor Ort und Brandwarnstufe sollte die militärische Aktivität ggf. zeitlich verschoben oder geografisch in weniger problematische Gebiete verlagert werden.
  2. Brandgefährdende Waffentechniken dürfen nur in Gegenwart einer einsatzfähigen Mehrfachbesetzung der Feuerwehr getestet werden. Bricht ein Brand aus, ist der Test zu unterbrechen und die Löschung sofort vorzunehmen. Bei Wassermangel sollte – wie in Meppen – das Technische Hilfswerk mit entsprechenden Hochleistungspumpen rechtzeitig hinzugezogen werden und während der Tests und Übungen anwesend sein.
  1. Sensible Biotope wie die hier betroffenen ost-emsländischen Moore Tinner Dose und Umgebung sind aus der militärischen Nutzung der Bundeswehr herauszunehmen und stillzulegen. Neue Abtorfungsgenehmigungen sollten nur kleinräumig in Rücksprache mit dem Naturschutz erteilt werden. Dies ist wegen der Fehlentscheidungen und des angerichteten Schadens eine angemessene Kompensation.
  2. Die komplette Wiedervernässung durch Verschließen von wegebegleitenden Gräben und Drainagen ist vorzunehmen, Hoch- und Niedermoore bleiben sich hier selbst überlassen, das Gebiet sollte nur über Beobachtungstürme von außen einzusehen sein.

 

 

Bodenbrüter wie die Sumpfohreule finden in Hochmooren wie der Tinner Dose Brut- und Nahrungs-möglichkeiten. Gelege und Jungvögel werden auch durch Schwelbrände vernichtet. Foto: Gerhard Großkopf / BSH-Archiv

Bodenbrüter wie die Sumpfohreule finden in Hochmooren wie der Tinner Dose Brut- und Nahrungsmöglichkeiten. Gelege und Jungvögel werden auch durch Schwelbrände vernichtet. Foto: Gerhard Großkopf / BSH-Archiv


Hochmoore, auch teilentwässerte, sind heute reich an wirbellosen Tieren darunter Ameisen und Schmetterlingen wie Bärenspinner, Heidekrautbürstenspinner und (hier abgebildet) Nachtpfauenaugen. Foto: D. Tornow

Hochmoore, auch teilentwässerte, sind heute reich an wirbellosen Tieren darunter Ameisen und Schmetterlingen wie Bärenspinner, Heidekrautbürstenspinner und (hier abgebildet) Nachtpfauenaugen. Foto: D. Tornow

 


Dürre in Deutschland: Naturschutz und Landwirtschaft sollten gemeinsam regionale Konzepte vereinbaren

Das NaturschutzForum Deutschland fordert Umdenken

Wardenburg. Ganz Deutschland ist in diesem Jahr von einer ungewöhnlich langen Hitzeperiode betroffen. Die langanhaltende sommerliche Dürre konnte den Obstbäumen und dem Wein wenig anhaben, sofern eine Mindestwasserversorgung gesichert war. Ganz anders sind stark spezialisierte landwirtschaftliche Betriebe betroffen, denn sowohl in der Tierhaltung, als auch beim Gemüseanbau sind erheblich größere  Wasser- bzw. Futtermengen notwendig. Statt sich kostenintensiv immer mehr zu spezialisieren und in die Menge zu gehen, wäre eine  gemischte Bewirtschaftung aus Sicht des NaturschutzForum Deutschlands (NaFor) viel ratsamer. Durch diese Art der Bewirtschaftung wird das Risiko gestreut. Hitzeperioden können mit anderen Produkten überbrückt werden, so dass die Existenz, auch durch solche Hitzeperioden, nicht bedroht wird.

In der intensiven Landwirtschaft wurde und wird laut NaFor  missachtet, dass die Bodenressourcen endlich sind. Diese Tatsache wurde betriebswirtschaftlich ignoriert mit der Aufstockung der Tierbestände, der Abschaffung der Milchquoten sowie mit der Einbeziehung auch tierischer Abfälle in die Bundesdüngeverordnung, die anders zu behandeln sind als pflanzliche Komposte.

Daraus leitet der NaFor folgende Forderungen ab:

Prämien nur für Ökologische Leistungen  Die Ökologische Leistungen aller Landwirte sollten betriebs- oder landschaftsorientiert individuell mit entsprechenden Prämien honoriert werden. Die allgemeine Flächenprämie sollte nur kleinen Betrieben oder in Schutzgebieten weiterhin zugestanden werden.

Biodiversität fördernde Landwirtschaft: Die jahrhundertealten Wirtschaftsweisen, die wie im Falle von Wallhecken, Feldgehölzen, Mähwiesen und dauerhaften Saumbiotopen zu einem großen Artenreichtum geführt haben bei Wildkräutern, Schmetterlingen und Wirbeltieren, sollten mit größtem Nachdruck gefördert werden. Mischbetriebe sind zu unterstützen, eine Kennzeichnung im Sinne eines Labels für die Förderung geschützter Arten und Landschaften sollte höhere Preise und Subventionen rechtfertigen. Große Betriebe müssten dafür ungleich mehr tun als heute üblich. Ziel sollte die dauerhafte Ruhigstellung von 15 Prozent aller Flächen sein, darunter wichtige Feuchtbrachen als Regenerationszonen für Tier-Arten und Pflanzen-Sorten.

Die momentane Freigabe von Rauhfutter- und Grasflächen in Schutzgebieten sollte ein einmaliger Vorgang bleiben. Tritte von Huftieren und Portionsbeweidungen, wie zum Beispiel mit 200 Rindern und mehr führen zu irreparablen Schäden, unter anderem auf Trockenrasen und in Salzwiesen. Zum Vergleich: noch in den fünfziger Jahren konnte eine Familie von 17 Milchkühen leben.

Nunmehr ist schnellstens für angepasste Tierzahlen bis hin zur Kopfzahlbegrenzung wie in der Schweiz gesorgt werden. Auch sollten die Vorgaben der alten niedersächsischen Gülleverordnung gesetzlich umgesetzt werden.

Das Jahr 2018 hat gezeigt, dass  alle in einem Boot sitzen: der überwiegend  Mais anbauende Biogasbetreiber ebenso wie der Großviehhalter und die Masse der Verbraucher. Der Naturschutz braucht die Landwirtschaft bei Pflegemaßnahmen. Umgekehrt zeigt sich jetzt, dass die geschützten Flächen bei Extremereignissen  aushelfen können. Allerdings muss dies die Ausnahme bleiben.

Wenn alle Akteure mitmachen, die Tier- und Maisbestände deutlich verringert werden und für schlechte Zeiten durch Fonds vorgesorgt wird, werden sich nach Meinung von NaFor die extremen, nicht nachhaltigen Produktionsbedingungen verbessern und die Umweltprobleme bei Überdüngung, Wasserqualität und Flächendruck, der die industrielle Produktion begünstigt, deutlich verringern oder entschärfen. Allerdings wird die nächste Katastrophe nicht lange auf sich warten lassen, wenn das nicht ungleich schneller als bisher voran geht.

Milchkühe JAde_2012

Eine extensive Beweidung außerhalb der Hauptbrutzeit (März bis Juli; z.B. 1 Milchkuh / ha) fördert Schilfstreifen und andere Saumbiotope.

Rinder_Jade_2012

Portionsbeweidungen lassen keinen Platz mehr zum ungestörten Brüten von Kiebitz und anderen Wiesenvögeln. Hier bedarf es besserer Abstimmungen mit dem Naturschutz. Foto: BSH

 

 


Bialowieza-Urwald in Polen nicht weiter durch Abholzungen gefährden

Die polnische Regierung hat 2017 den Einschlag von bis zu 300 alten Bäumen im Bialowieza Nationalpark freigegeben und dies mit der Eindämmung einer existenziellen Borkenkäferplage begründet. Diese Begründung ist aus Sicht des NaturschutzForums Deutschland (NaFor) nicht stichhaltig. Vielmehr gehören Borkenkäfer  zum Wald-Ökosystem und stellen gerade in gut durchmischten Urwaldbeständen kein existentielles Problem dar. Das NaFor appelliert daher an die Entscheidungsträger, keine weiteren Abholzungen im Bialowieza-Urwald zuzulassen – weder in der Kernzone, noch außerhalb. Stattdessen fordert NAFor die polnische Regierung auf, dafür Sorge zu tragen, dass der Anteil der geschützten Waldfläche von bisher 15% auf 30% verdoppelt wird.

Urwälder sind als Primärwälder lebende Dokumente, die auch als Vorbild für neu einzurichtende Wälder dienen, sofern  das standortgerechte Artenspektrum bei  aktiven Erweiterungen und Nachpflanzungen berücksichtigt wurde. Zu den ältesten mitteleuropäischen Urwäldern gehört jener von Bialowieza an der Ostgrenze des heutigen Polens. Er wurde sogar während des letzten Krieges trotz der Anwesenheit von Partisanen nicht wesentlich verändert. Während Weißrussland seinen Teil komplett unter Naturschutz gestellt hat, hat die polnische Regierung allein 2017 den Einschlag von bis zu 300 alten Bäumen freigegeben (ca. 188.00 cbm Holz, darunter z.B. 30 m hohe Linden), angeblich zur Eindämmung einer existenziellen Borkenkäferplage. Aber genau die stellt sich bei gut durchmischten Urwaldbeständen nicht ein. Somit scheinen wirtschaftliche Gründe maßgebend zu sein.

Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) appelliert an Verantwortlichen in Polen, auch außerhalb der Kernzone keine weitere Abholzung zuzulassen, sondern stattdessen dafür Sorge zu tragen, dass der nur zu 15 Prozent geschützte Anteil der auf polnischer Seite gelegenen 600 qkm um die Hälfte erweitert wird. Das dient auch maßgeblich dem Schutz weiterer Arten wie etwa Pilzen (3.500 Arten), Pflanzen (5.500 Arten) und 12.000 Tieren – darunter 9 Spechtarten, Blauracke und Schreiadler, aber  besonders auch der dort traditionell lebenden 450 Wisente.

Wirtschaftlich ließe sich die Region  durch einen ökologisch orientierten Tourismus fördern, zumal das  Gebiet als Schaufenster europaweit  für Forstleute, Biologen und Naturschutz eine herausragende Bedeutung hat. Den Einschlag endgültig zu stoppen, wäre auch ein positives politisches Signal, statt den endgültigen Ausgang einer laufenden EU-Klage abzuwarten (EuGH 20. 07.  / Nov.  2017).

 Bialowieza

Hintergrund: Was ist ein Urwald?
Viele heute als Urwälder bezeichnete Wälder Mitteleuropas sind  historisch alte Wälder, deren Fortbestand ehemals durch Fürsten und Klöster garantiert wurde. Dabei  traten regelmäßig Störungen durch jagdliche Aktivitäten (Bannwald) oder Schweinemast (Hutewald) aber auch durch angepasste Durchforstung („Verjüngung“) auf. Diese auf alten Rechten beruhende extensive bis eingestellte Nutzung hat eine nachhaltige Wirkung auf ortsansässige alte Lebensgemeinschaften, ob mit Pilzgemeinschaften, zahlreichen Käfern, wie dem Eremit oder Säugetieren wie dem Garten-(Masken-)schläfer. Typisch ist, dass sich Gehölze aller Art, Altersgruppen und Vitalität in Konkurrenz zu Nachbarn entwickeln können und – auch abgestorben – nicht entnommen werden, sondern als lokale Nährstoff-Grundlage für nachfolgende Generationen dienen.

Kontakt: Prof. Dr. Remmer Akkermann (atlantikvision@gmx.de)

 

Weitere Hinweise zu Wald und Wisent:

 

Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zu Förderung der Forstwirtschaft  (Bundeswaldgesetz). mit Begriffsbestimmungen  1975 / 2017

Schröpfer, R. (2007): Der Wisent (Bison bonasus).- NVN/BSH-Ökoporträt 44, 8 S., siehe auch www.bsh-natur.de

Gerdes-Röben, M. (2007): Der Hasbruch – Ein Kleinod unter den alten Wäldern in Nordeuropa.- bsh-natur.de / Norddeutsche Biopoe 22, 8 Seiten

 


Die Berücksichtigung von Natur- und Umweltschutz in den Wahlprogrammen der sechs größten Bundesparteien – ein kurzer Vergleich des NaturschutzForums Deutschland (NaFor)

Anlässlich der Wahl zum Deutschen Bundestag am 24. September 2017:

Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) hat die Wahlprogramme derjenigen Parteien analysiert, die eine Chance auf den Einzug in den neuen Bundestag haben. Der Vergleich ergab Übereinstimmungen, aber auch deutliche Unterschiede.

Im Folgenden sind die aus Sicht des NaFor besonders charakteristischen Aussagen zu Natur- und Umweltschutz skizziert. Es sei betont, dass es sich um Wahl- und nicht um Regierungsprogramme handelt. Je nach politischer Konstellation wird es im Falle von Koalitionsverhandlungen darum gehen, im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes möglichst viele Aspekte vertraglich zu vereinbaren. Dennoch sind Wahlprogramme geeignet, die Prioritäten und Betonungen zu erkennen.

Unabhängig vom Wahlausgang wird das NaFor als Bundesnaturschutz-Dachverband auch in der kommenden Legislaturperiode   (2017 – 2021) die politischen Entscheidungen mit Relevanz für den Bereich Umwelt- und Naturschutz sorgfältig beobachten und kommentieren.

Die unten zusammengestellten Aussagen aus den Wahlprogrammen zu Umwelt- und Naturschutz-relevanten Themen dienen der Information und sollen dazu anregen, bei Bedarf weitere Details zu recherchieren. Eine Wahlempfehlung ist mit dieser Dokumentation nicht verbunden.

 

Zu den naturschutzrelevanten Aussagen in den Programmen:

 

CDU / CSU (Christlich Demokratische Union Deutschlands / Christlich-Soziale Union in Bayern) :“Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“

  • Im Vordergrund des Wahlprogramms stehen auf 75 Seiten Vollbeschäftigung, Landwirtschaft, Energiewende, Familien- und Kinderpolitik sowie Wohlstand und Lebensqualität. Der Umwelt- und Klimaschutz werden auf je einer Seite angesprochen.
    Dazu das NaFor: Symptomatisch ist nach Eingabe des Stichworts `Naturschutz´ die Rückfrage des Computers, ob man „Datenschutz“ meine, da der Begriff „Naturschutz“ nicht zu finden sei.
  • Zitat S. 68:“Langfristig muss ein großer Teil der fossilen Energien wie Kohle, Öl und Gas durch umweltfreundliche Energien ersetzt werden.“
    Dazu das NaFor: Anzumerken ist, dass gerade kleine Unternehmen, die auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien tätig sind, gegenüber den Mitbewerbern von der momentan regierenden großen Koalition erschwerte Produktionsbedingungen auferlegt bekommen haben.
  • Zitat ZEIT online 03. 07. 2017): „Hier können sie einfach nocheinmal ein bisschen träumen“
    Dazu das NaFor: Diese Aussage klingt nach Beliebigkeit und spiegelt vermutlich das relativ geringe Interesse der heutigen Wählermehrheit wider. Konkrete weiterführende Aussagen sucht der Leser vergebens. Stattdessen sind wiederholt allgemein gehaltene Passagen mit viel Eigenlob zu finden.
  • Zitat Wir sind ein Land mit einer unverwechselbaren Identität (mit leistungsfähiger Infrastruktur und intakter Umwelt), das seinen Menschen auch in stürmischer Zeit Heimat und Halt bietet.“ Und weiter: Heute leben wir im schönsten und besten Deutschland, das wir je hatten.“
    Dazu das NaFor: Diese beiden Zitate verdeutlichen die Handschrift von Werbeagenturen
  • Zitat: Weltweit wachsen Bevölkerung und Wohlstand“.
    Dazu das NaFor: Diese Aussage ist zu pauschal. Leider fehlen vergleichbare weiterführende Aussagen, ohne dass man sich gleich im Detail verlieren müsste.

 

SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands):Es ist Zeit für mehr Gerechtigkeit: Zukunft sichern, Europa stärken“

  • Zwischen den Kapiteln „Familie, Pflege, Wirtschaft und Sozialstaat“ und den Handlungsfeldern Sicherheit, Migration und Europa wird unter der Rubrik Es ist Zeit für eine gesunde und saubere Zukunft“ auf Seite 48 (von 88) die Umweltgerechtigkeit angesprochen.
    Dazu das NaFor: Das erinnert an ältere schwedische Slogans vom „Jedermannsrecht auf Natur“ als Grundlage der Erholungswirksamkeit für den Menschen inmitten einer wenig gestörten vielfältigen wildlebenden Flora und Fauna mit „frischer Luft, gesunden Böden und sauberen Gewässern“.
  • Die wichtigsten natürlichen Ressourcen werden angesprochen, darunter  2% der Landesfläche umfassende Wildnisgebiete, umweltgerechte Fangmethoden in der Fischerei und eine konventionelle und ökologische Landwirtschaft, die auf Naturschutz, Klimaschutz und Tierwohl ausgerichtet ist. Die Agrarförderung soll sich nach öffentlichen Leistungen und dem Schutz der Natur richten, nicht allein nach dem Grad der Versorgungssicherheit.
    Dazu das NaFor: Hier wird der Begriff „Natur“, also die gesamte Biosphäre, über den der (auf den Menschen bezogenen) Umwelt gestellt – ganz im Sinne der Prioritäten des Verbandsnaturschutzes, bei denen der Mensch als „Mitwirbeltier“ ohne biologische Sonderstellung gilt. Zwar darf man fragen, was eine „saubere Zukunft“ ist, denn zu sauberen Landschaften zählen eher ausgeräumte monotone Areale wie kurzgehaltener Rasen („Chlorophyllasphalt“), doch der folgende Text klärt diesen Slogan auf.
  • Im Wahlprogramm ist auch von der Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 die Rede. Betont wird überdies, dass die Energiewende vollendet werden muss: Energie muss umweltfreundlich und bezahlbar sein. Gleichzeitig muss die verlässliche Versorgung gesichert bleiben.“Bestehende Stromleitungen sind effektiver auszulasten. Beim Umgang mit Atommüll wird auf die gesamtgesellschaftliche Verantwortung gesetzt.
    Dazu das NaFor: Insgesamt eine vage Aussage angesichts der politischen Mitverantwortung. Die Ausführungen geben  zahlreiche Hinweise auf eine sozialdemokratische Politik, die in der zu Ende gehenden Legislaturperiode teilweise durch Umweltministerin Hendricks realisiert wurde.

 

DIE LINKE: „Sozial. gerecht. Frieden für alle. Die Zukunft, für die wir kämpfen“

  • Das Programm ist mit 135 Seiten umfangreich; es enthält zahlreiche detailliert begründete Forderungen, darunter auch unter Abschnitt XIV („Menschen und Natur vor Profite – für eine soziale, ökologische und demokratische Wirtschaft der Zukunft“) eine 20-seitige Darstellung zum ökologischen  Umbau der Wirtschaft, Verbot von Fracking, Reduktion des Flugverkehrs und Mobilität für alle. Die Vielfalt der Natur und der Schutz der Tiere werden ebenso angesprochen wie Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft. Auf die zügige Umsetzung der nationalen Strategie für biologische Vielfalt wird verwiesen. „Naturschutzflächen gehören in öffentliche Hand und dürfen höhstens an Naturschutz- und Umweltverbände vergeben werden.“
    Dazu das NaFor: Die Öffentliche Zuständigkeit trifft zwar vielerorts bereits zu, doch wird leider häufig versucht, geschützte Areale für wirtschaftliche Interessen zu beanspruchen; insofern ist diese Aussage zu begrüßen. Allerdings bedarf es für Erhalt und Pflege öffentlicher Zuschüsse. Dem „Mut zur Wildnis“ sollte auch vermehrt entsprochen werden (hier wie bei der SPD: 2%), also darf die natürliche Sukzession sich selbst organisieren, es sei denn, es sollen Mähwiesen und andere Offenlandschaften erhalten werden. Zu fragen ist, ob Wildnis- und Urwaldflächen als Revitalisierungszentren nicht einen deutlich höheren Anteil einnehmen sollten.
  • Zuchtsauen sollen nicht in Kastenständen eingepfercht werden.
    Dazu das NaFor: Dies ist positiv, allerdings wäre das mit EU-Recht in Einklang zu bringen.
  • Federrupfung lebender Tiere und Zwangsfütterung (Stopfen) soll ebenso verboten werden wie der Naturpelzhandel.
    Dazu das NaFor: Die Verbote sind nachzuvollziehen, betrifft aber vielfach mehr den Import und Verkauf der Produkte.
  • Das Programm sieht die Erfassung von Entsiegelungspotentialen und das konsequente schnellere Umsetzen der EU-Wasserrahmenrichtlinie vor
    Dazu das NaFor: Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind für den derzeit  stagnierenden Gewässerschutz notwendig.
  • Konkret benannt werden beabsichtigte sofortige Verbote und Datenerhebungen besonders umweltschädlicher Pestizide wie Glyphosat und Neonikotinoide sowie Mikroplastik in Kosmetik, Reinigungs- und Pflegeprodukten. Für die Fischerei werden alternative Fangmethoden vorgeschlagen.  Für Energiesparlampen, Einwegbecher, Mobiltelefone und Fernseher soll ein Pfandsystem eingeführt werden, um die Sammelquoten zu erhöhen. Das Verursacherprinzip soll gesetzlich verankert werden. Dazu NaFor: Alles sinnvolle Maßnahmen, bei deren Realisierung mit Widerstand zu rechnen sein wird.

 

BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN: „Zukunft wird aus Mut gemacht“

  • 24 Ziele aus dem Wahlprogramm geben Einblick in die Zielsetzung der GRÜNEN. Wie zu erwarten, stehen der Erhalt der Natur an erster Stelle.
    Dazu das NaFor:Das wird aus Verbandssicht sehr begrüßt, denn damit erhält der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen den für die Existenz des Menschen notwendigen hohen Stellenwert. Die meisten Ziele im grünen Wahlprogramm kommen damit den satzungsmäßigen Zielen der Verbände nahe. Allerdings stellt sich hier –  wie eingangs erwähnt – die Frage, wieviel davon in einer Koalition umgesetzt werden kann. Gerade die eindeutigen Forderungen der Umstellung einer nicht nachhaltigen Wirtschaft erfordern viel Verhandlungsgeschick in der sukzessiven Umsetzung. Da sind Abstriche unvermeidlich, sollte mitregiert werden. Aussagen wie „Wir retten das Klima“ lassen den Konjunktiv vermissen, aber das ist einem gut zu lesenden Programmtext geschuldet.
  • Zitat (Seite 164): „Wir machen das Internet frei und sicher“.
    Dazu das NaFor: Diese Feststellung ist eine Illusion. Man hat bislang den Eindruck, dass gerade auf dem IT-Sektor sicher ist, dass nichts sicher ist.
  • Notwendigkeit ökonomischer Veränderungen (Seite 40 ff)
    Dazu das NaFor: Die Forderungen im Hinblick auf die notwendigen ökonomischen Veränderungen sind realistisch, sollte das ein breiter gesellschaftlicher Konsens unterstützen. Das betrifft den Ausstieg aus der industriellen Landwirtschaft (incl. Massentierhaltung) in den nächsten 20 Jahren und die Kennzeichnung der Art der Tierhaltung auf allen Fleischprodukten ebenso wie den kompletten Umstieg auf grüne Energien  (Sonne, Wind, Wasser, Bioenergie, Erdwärme), ab 2030 eine allgemeine E-Mobilität und abgasfreie Neuwagen.

 

FDP (Freie Demokraten): „Schauen wir nicht länger zu.“

  • Die Gliederung der 86 seitigen Programms  umfasst mehr als 6 Seiten, die eine fast schon stichwortartige Themenübersicht gibt. Auch weist ein Stunden-Countdown bis zur Schließung der Wahllokale am 24. September auf die Bedeutung der Wahl hin. Der farbenfreudig gestaltete Titel reflektiert moderne Themen wie eine Digitalisierungsoffensive in Bildung (1.000 Euro-Technik- Investition  für Schüler, Weltbeste Bildung auch für Schüler mit Förderungsbedarf), bessere Geschäftsmodelle  und Verkehrswesen bei optimierter Infrastruktur. Die anderen Schwerpunkte betreffen die allgemein optimierte Digitalisierung („Open-Data und Open-Government-Strategie“, Datenschutz), Landwirtschaft (die sich auf der Grundlage der Selbstbestimmung rechnet) und mehr Mobilität. Grundsätzlich wird festgestellt: „Wir glauben an die Potenziale und die Energie jedes Einzelnen und an die Kraft der Freiheit…Stärken wir den Glauben der Menschen an sich selbst!“. Der zugehörige FDP-Terminus lautet: „German Mut“.
    Dazu das NaFor: Gerade die Naturschutzverbände wissen aus täglichen Erfahrungen, dass viele Mitmenschen zurückbleiben würden, wenn man nicht im Sinne des Gemeinwohls unterschätzen und fördern würde, weil sie es allein nicht schaffen. Aber auch sie gehören in das gemeinsam Boot. Wer Aussagen zum Natur- und Umweltschutz sucht, findet sie auf gerade mal 2 Seiten. Dies verwundert angesichts der Tatsache, dass sich gerade auf kommunaler Ebene zahlreiche FDP-Mitglieder für die Natur und Landschaft engagieren. Die magere bundesprogrammatische Berücksichtigung dieses für die Existenz und das Alltagsleben der Bevölkerung bedeutsamen politischen Feldes, ist bedauerlich. Das begründet sich vielleicht in der weniger positiven Einstellung der anvisierten Wahlklientel (z.B. Handwerk, Landwirtschaft) gegenüber dem Naturschutz, da Umweltauflagen als Hemmnis in der betrieblichen Entwicklung gesehen werden, ohne die Notwendigkeit der Schutzmaßnahmen gegenüber natürlichen Ressourcen zu akzeptieren, es sei denn, sie geschehen freiwillig. Die Erfahrungen vor Ort sprechen aber dagegen.

 

AfD (Alternative für Deutschland): Programm für Deutschland“

  • Die Untertitel des 74-seitigen Bundeswahlprogramms der AfD zeigen die Schwerpunkte auf. Zu Anfang werden Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild  und die Eindämmung des Lobbyismus gefordert, Aspekte, denen gelegentlich  auch bei der  Naturschutz-Arbeit begegnet wird. Die Familienförderung nimmt mit 5 Seiten einen hohen Stellenwert ein.
    Dazu das NaFor: Volksabstimmungen können für die Umsetzung von Naturschutz-Interessen vorteilhaft sein. Je mehr sie aber lokale Interessen betreffen, desto eher gibt es auch Ablehnungen. Da helfen  dann die europaweit geltenden Vorgaben der EU-Richtlinien. Dass der Bevölkerungs-Rückgang hinsichtlich der ökologischen Fußabdrücke und Schonung von Ressourcen positiv ist, stellen gerade der CLUB OF ROME und die Universität Lund (PM v. 15. 07. 2017) heraus – ganz im Gegensatz zur AfD..
  • Das Kapitel „Schluss mit der Technologiefeindlichkeit: Energie und Klima“ beginnt mit dem Satz, dass Kohlendioxid kein Schadstoff, sondern eine unverzichtbare Voraussetzung für das Leben ist.
    Dazu das NaFor: Diese Ansicht ist nicht falsch, aber irreführend, da von der Konzentration abhängig.
  • Die Dekarbonisierung soll laut AfD beendet werden, das Pariser Klimaabkommen ist zu kündigen, Ökostrom wird nicht mehr subventioniert. „Die bestehenden Kernkraftwerke wollen wir deshalb nicht vor Ende ihrer Nutzungsdauer außer Betrieb nehmen. Die verwertbaren Kernkraftwerk-Reststoffe müssen für das Recycling rückholbar gelagert werden“.
    Dazu das NaFor:
    Es wird heute bereits beim KKW-Rückbau recycelt, aber das Atommüll-Problem ist ungelöst und wird der Nachwelt die nächsten 200.000 Jahre beschäftigen. Welch eine unverantwortliche Technik verweist dann auf die kurze Nutzungsphase in diesen Jahrzehnten und verpflichtet Hunderte von Generationen nach unserer Zeit, auf Reste aus der historischen Atomstrom-Produktion aufzupassen. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung bezüglich der Gefährlichkeit und Kosten ununterbrochen die Unwahrheit gesagt worden ist. Auch der KKW-Rückbau wird Milliarden kosten, Geld, das im Strompreis nicht enthalten ist.
  • Was die Umweltzonen anbetrifft, sollen sie abgeschafft werden. Dieses Schicksal ist auch der Förderung der Windenergieanlagen zugedacht (energiepolitischer Irrweg, Ausbau stoppen), Betont wird die „verheerende“ Wirkung von Windkraftanlagen auf geschützte Vögel und Fledermäuse sowie gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen. Ganz am Schluss geben 2 Seiten Hinweise zum Umwelt-, Natur- und Tier- und Verbraucherschutz.
    Dazu das NaFor: Der Mix regenerativer Energien incl. Windkraft ist unverzichtbar. Die Schäden werden gegenüber den abgaseinsparenden Effekten unverhältnismäßig groß ins Bild gesetzt.
  • Die AfD nimmt explizit Bezug auf die kleinteilige Wasserversorgung durch Kommunen und Zweckverbände.
    Dazu das NaFor: Dies ist sinnvoll
  • Die AfD versteht Umweltpolitik als „Querschnittsaufgabe“
    Dazu das NaFor: Wir lehnen es ab, wenn die Umweltpolitik als „Querschnittsaufgabe“ in vielen Ressorts lediglich im Mitnahmeeffekt berücksichtigt werden soll.
  • Die AfD fordert ein Mehr an Gewerbeaufsicht, Lebensmittelkontrolle, würdevolle Behandlung von Tieren, Ablehnung des Schächtens (Ausnahmegenehmigung für Schlachten ohne Betäubung) und die Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft.    Dazu das NaFor: Diese Forderungen erscheinen sinnvoll

 


Mangel an Blüten und Insekten führt zu einem dramatischen Rückgang der Vogelbestände

Berlin. Die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen im  Bundestag hat den rasanten Schwund an Arten in der Nahrungskette zwischen Nektar liefernden Blütenpflanzen, Fluginsekten und  Singvögeln, aber auch im Bereich von Arten dokumentiert, die auf spezielle Lebensräume angewiesen sind.
Laut Bundesregierung ist in der EU die Zahl der Vogelbrutpaare in landwirtschaftlich genutzten Gebieten zwischen 1980 und 2010 um 300 Millionen, das sind 57 Prozent, zurückgegangen.  Das betrifft Rebhühner (- 84 Prozent) und Kiebitze (- 80 %) ebenso wie Uferschnepfen (- 61%) und Feldlerchen (- 35 %). Ein Drittel aller Vogelarten zeigt  seit Ende der  Neunzigerjahre eine „signifikante Bestandsabnahme“ (SPIEGEL online).
Ganz ähnlich steht es um den Rückgang der Nektar-anbietenden wildwachsenden Pflanzen. Sie verschwinden zunehmend durch das seit Jahrzehnten zu beobachtende flächenhafte Umpflügen von Saumbiotopen entlang der Wege und Fließgewässer. Auch die nicht unter Naturschutz stehenden Feuchtgebiete sind überwiegend entwässert. Bienen, Hummeln und zahlreiche andere Fluginsekten suchen vergebens nach Lebensräumen, die Nahrung und Deckung bieten. Hier sind je nach Region bis zu 90% mancher Insektenarten am Rande des Aussterbens.
Die mit Abstand größte Ursache dafür sind die Einwirkungen der industriellen Landwirtschaft durch Fremdnutzung, Unkraut- und Insektengifte. Das Naturschutzforum Deutschland (NaFor) sieht es als eines der größten politischen Versäumnisse an, dass dem Umpflügen solcher Pufferzonen tatenlos durch die überwiegende Zahl von Kommunen und ihrer Parlamente  zugesehen wird. Es ist dringend an der Zeit, alle illegal unter den Pflug genommenen Flächen nicht weiter zu dulden, sondern wieder in blütenreiche Brachen zu überführen,  so NaFor.  Dazu bedarf es keines großen Aufwandes, vielmehr reorganisiert sich die Natur in kurzer Zeit  von selbst. Sensible Wildkräuter und wichtige Futterpflanzen  lassen sich nachsäen, dominante Arten wie Kerbel, Phacelia und Herkulesstaude sollten stattdessen zurückgedrängt werden.
Remmer Akkermann

Literatur:

  • Aktuelle Auswertung: Immer weniger Vögel in Deutschland.-SPIEGELonline vom 04 05 2017
  • Resolution zum Schutz der mitteleuropäischen Insektenfauna, insbesondere der Wildbienen.- 12. Hymenopterologen-Tagung Stuttgart,  Oktober 2016
  • Dramatische Insekten-Verluste in NRW.- NABU NRW  21. Mai 2015
  • Landraub am Straßenrand. Bedeutung von begrünten Streifen für die Natur.- NABU SH , 26. 10. 2016
  • Sorg, M. u.a. (2013):  Ermittlung der Biomassen flugaktiver Insekten im Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch mit Malaise-Fallen in den Jahren 1989 und 2013.- Mitt. aus d. Entomolog. Verein Krefeld 1, 1-5
  • Studie zum Insektensterben in Deutschland – Umweltminister Stefan Wenzel will mit Experten beraten – Bis zu 80 Prozent Verluste bei Bienen, Faltern und anderen Insekten.- NMU PI 071/2017

Ergänzender Hinweis: Sollte Ihnen zur PM kein Zugang gewährt werden, versuchen Sie es über die Adresse:

Rote Liste 2017: Wiesen und Weiden in Gefahr – BMUB – Bund.de

Blühende Malven am Wegesrand im Juli. Foto: BSH


Elektroauto der Deutschen Post DHL Group hat sich bewährt

Der StreetScooter fährt bis zu 300 Stops an 300 Tagen im Jahr

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StreetScooter der DHL-Group (Quelle: dpdhl.com)

 

Bonn. Die Initiative der Deutsche Post DHL Group zum Bau eines eigenen zukunftsweisenden Elektroautos, des StreetScooters, hat sich bewährt. Inzwischen fahren schon rund 1.500 dieser Fahrzeuge durch die Lande, um Briefe und Pakete auf umweltfreundlichem Weg zu den Empfängern zu transportieren. Die Zustellung mit den leisen StreetScootern erfolgt vor allem auf dem Land sowie in kleineren und mittleren Städten.

Die maximale Reichweite des 4,6 Meter langen Fahrzeugs beträgt mit einer Nutzlast aus Briefen und Paketen von 650 kg bis zu 80 Kilometer, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 80 Stundenkilometer. Das reicht, um die bis zu 300 Stopps und Anfahrvorgänge an bis zu 300 Tagen zu bewältigen. Das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) begrüßt diese umweltfreundliche Initiative und zukunftsweisende Investition der Deutschen Post, denn außer der Geräuscharmut werden auch schadstoffhaltige Emissionen vermieden. Das Fahrzeug verfügt über eine Leistung von 30 kW, die von einer Lithium-Ionen-Batterie und einem Asynchronmotor erzeugt wird. Die technische Entwicklung erfolgte mit Instituten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Die Deutsche Post DHL Group fördert zur Zeit aktiv in Forschung und Nutzung 22.500 Effizienzmaßnahmen an 13.500 Fahrzeugen, unter anderem mit Elektro- und Hybridantrieben, alternativen Kraftstoffen und motorelektronischen und aerodynamischen Modifikationen auf der Straße.

Näheres dazu ist nachzulesen unter: http://www.dpdhl.com/de/presse/specials/elektromobilitaet.html

Miriam Buhl


NAFOR Jahresbericht 2016

Das Berichtsjahr 2016 stand umweltpolitisch unter dem Zeichen des Klimaschutzes und der Förderung umweltfreundlicher Energien. Das NaturschutzForum  Deutschland äußerte sich öffentlich, auch in diesem Zusammenhang,  zu Fragen des Artenschutzes und der Wiederansiedlung bedrohter Säugetiere, zum Nachweis von  mediterranen Neozoen auch in Norddeutschland sowie zur Novellierung  der Bundesdüngeverordnung und zum Bundesverkehrswegeplan.

Die gesetzlichen Beschränkungen im Rahmen des Ausbaus der Windenergie standen erneut zur Debatte. Den Verband erreichten Beschwerden im Zusammenhang mit zu geringen Abständen zu Schutzgebieten oder Siedlungen  und Forderungen nach Erdverkabelung. Diese wurde auch von Mitgliedern des NaFor im Zusammenhang mit der Südlink und anderen Trassen erneut gefordert. Dabei ging es um die Vermeidung der Höchstbarrieren mit 380 kV-Leitungen, deren freistehenden Masten ein Mehrfaches an Höhe darstellen als bei den bislang üblichen 110 kV-Einrichtungen. Dagegen wenden sich zwar wegen Flächenverlustes und Erderwärmung betroffene Landwirte, doch ist das das geringere Übel, um aus der Abhängigkeit von Atomstrom herauszukommen. Nach wie vor laufen Variantendiskussionen, die streckenwiese aber immer noch sensible Landschaften überspannen oder durchschneiden. Leider sind schon vor Jahren,  zu Anfang der Beteiligungsverfahren,  zum Beispiel mit Tennet im Bereich des Dümmers, Vereinbarungen  auf der Grundlage einer  oberirdischen Trassenführung getroffen worden, zumal mit einer begrenzten Laufzeit von nur 30 Jahren.

Die jahrzehntelange europaweite Kritik an den Haltungsformen in der Tiermast und im Legehennenbereich haben in Bezug auf die Käfighaltung zu einer Verbesserung geführt. Die Freilandhaltung auch kleiner Betriebe wird verstärkt gefördert. Allerdings wies NaFor wiederholt darauf hin, dass die Nachfrage des Verbrauchers nach billigem Fleisch die Missstände in der intensiven Tierhaltung widerspiegelt. Die landschaftliche Situation verschärft sich vielerorts dadurch, dass für Ruhezonen immer weniger Platz gelassen wird und auch öffentliche Saumbiotope in einem großen Anteil in Anspruch und umgepflügt werden. Das NaturschutzForum hat wiederholt davor gewarnt, dass Kommunen den Umgang ihres Eigentums vor allem durch Biogas-Produzenten (Slogan: Stromgewinnung mit Endlager“) dulden oder es bei einmaligen Bußgeldern bewenden lassen, statt die Wiederherstellung des vorigen Zustands konsequent  anzuordnen, allemal, wenn sich die Flächen im Eigentum der öffentlichen Hand befinden. Dadurch lassen sich Hunderte von Hektar naturnaher Flächen wiederherstellen. Dass das bisher nicht geschehen ist, liegt meist am fehlenden politischen Willen der kommunalen Mehrheiten oder die Rücksichtnahme darauf durch die ausführenden Verwaltungen.

Nach der Eingabe von NaFor an das BML (Parlam.Staatssekretärin Dr. Flachsbarth), die als Stellungnahme in das Bundesbeteiligungsverfahren zur Bundesdüngeverordnung aufgenommen wurde, gab es eine weitere Eingabe – dieses Mal ungleich schneller zu regeln. Es ging um die Frage,  warum die zahlreichen Informationsschriften der AID (Bonn) nur noch zu einem sehr kleinen Anteil internet-öffentlich zugänglich gemacht werden. Es gibt kein öffentlich zugängliches Gesamtverzeichnis darüber. Durch das BML wurde nun zugesichert, das Verzeichnis zugeschickt zu bekommen. Sobald das eintrifft, wird das an alle Mitglieder von NaFor weitergeleitet. Näheres dazu siehe die PM vom 15. November.

Das Bürgerforum zur Neubauplanung Stuttgart 21 der Deutschen Bahn hatte telefonisch die Unterstützung von NaFor abgefragt. Diese bezog sich vor allem auf den Verlust von historischen Parkbäumen und diversen Versiegelungen. Eine direkte Verfahrensbeteiligung von NaFor besteht nicht.

Die Aktivitäten der Mitgliedsverbände von NaFor sind vielfältig und aus deren Online-Auftritten ersichtlich (Beispiele sind: vbio.de; ag-artenschutz.de, bsh-natur.de). Eine Wiedergabe ist deshalb entbehrlich. Es wurde angeregt, sich 2017 ff. auch für  die von ihnen vorgeschlagenen Tagungsorte in anderen Bundesländern für die JVV zu entscheiden. Leider beendeten der Botanische Verein zu Hamburg und der Gartenbauverein Saar-Pfalz ihre Mitgliedschaft, aus persönlichen  Gründen oder weil die thematischen Schwerpunkte anders liegen. Die fachlichen Kontakte werden weiter bestehen.

Die im Dezember 2015 erschienene Veröffentlichung zur Jade – Flusslandschaft am Jadebusen (siehe www.jadebuch.de)  wurde von NaFor unterstützt. Drei Mitglieder des Präsidiums stellten die fünfköpfige Redaktion. Die Vorstellung im  UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum Wilhelmshaven  fand im Mai 2016 vor großem Auditorium statt. Der Verkauf ist positiv. Alle 71 Autorinnen und  Autoren haben auf ein Honorar verzichtet.

NaFor und BSH  setzen drei Informationsreihen fort, im Berichtsjahr erschienen zwei Öko-Porträts zum Maskenschläfer (Gartenschläfer, Nr.53) und Fischadler (Nr.54). Es wurde angeregt, Texte für die beiden anderen Reihen einzureichen, denn das letzte Blatt der Biotope erschien 2011, das der Merkblätter 2013. Anregungen zu 50 weiteren Merkblatt-Themen gibt eine aktualisierte Liste.

Die Pressemitteilungen von NaFor bezogen sich auf die Themen Tigermücken, Maskenschläfer, Eschensterben, Fischadler, Bundesverkehrswegeplan, Abfälle in der freien Landschaft durch Luftballon-Wettbewerbe sowie die AID-Broschüren.

 

Liesa-Marlena von Essen, M. Sc.

        Präsidentin von NaFor


VBIO nimmt Stellung zur Novelle des Naturschutzgesetzes

Berlin. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit bereitet derzeit eine Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes vor. Bei dieser geht es um einzelne notwendige Anpassungen an die fortgeschrittene naturschutzpolitische Debatte bzw. an die Rechtsprechung.
Mit dabei: Die Schließung von Gesetzeslücken im Bereich des Heckenschutzes, die Aufnahme von Höhlen sowie naturnahen Stollen als gesetzlich geschützte Biotope, die verbindliche Festschreibung des länderübergreifenden Biotopverbundes sowie Regelungen zur Bevorratung von Kompensationsflächen in der „ausschließlichen Wirtschaftszone“ auf See.

Der VBIO hat im Rahmen der Verbändeanhörung den Entwurf kommentiert und dabei insbesondere die Änderungen der Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten (§ 44) kritisiert. Angesichts der Freistellungsoptionen für Land- und Forstwirtschaft im Rahmen der Eingriffsregelung und der im Siedlungsbereich restriktiven Regelungen des Baugesetzbuches ist der entsprechende Passus des Bundesnaturschutzgesetzes derzeit einer der wenigen Hebel, um überhaupt expliziten Artenschutz betreiben zu können. Vor diesem Hintergrund sollten Änderungen der Schutzvorschriften in § 44 nur mit besonderem Augenmaß erfolgen.

Die vorgeschlagenen Neuregelungen bieten allerdings zukünftig mehr Möglichkeiten, sich den Tötungs- und Verletzungsverboten zu entziehen – sei es durch eine entsprechende Auslegung unscharfer Begrifflichkeiten („signifikant erhöhtes Tötungsrisiko“, „Unvermeidbarkeit“, „Angemessenheit“) oder aber durch explizite Ausnahmegenehmigungen. Diese sollen in Anspruch genommen werden können, wenn zugleich hinreichend gewichtige öffentliche Belange die Realisierung der Maßnahmen erfordern“. Explizit benannt wird in diesem Fall das im Erneuerbare Energien Gesetz festgeschriebene öffentliches Interesse an der Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien. Betreiber von Windkraftanlagen können also zukünftig mit großzügigen Ausnahmegenehmigungen vom Tötungsverbot rechnen. Dies ist sicher kein Fortschritt für den Schutz von (unter anderem) Vögeln und Fledermäusen.

Pressemitteilung des VBIO, abzurufen unter: http://www.vbio.de/informationen/alle_news/e17162?news_id=23184