in Nordwest-Deutschland: Lebensräume, Vegetation, Gefährdung und Erhaltung
Biotope-Merkblatt 29 der Naturschutzverbände NaFor und BSH erschienen
Den wenigsten Naturinteressierten dürften die selten gewordenen pflanzlichen Bewohner nährstoffarmer Seen bekannt sein. Dazu gehören Arten wie See-Brachsenkraut, Wasser-Lobelie und Igelschlauch. Als Vegetationskundler untersucht und fördert Prof. Dr. Rainer Buchwald von der Universität Oldenburg seit vielen Jahren diese Pflanzengruppe in ständiger Rücksprache mit den Naturschutzbehörden. Erfolgreiche Wiederansiedlungen konnten verzeichnet werden. Das neue Biotope-Merkblatt 29 zu Heideweihern und Heideseen gibt dazu nähere Informationen, auch zur Biologie dieser Wasserpflanzen. Hier folgt ein Auszug (ohne Literaturhinweise).
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Oligotrophe, also nährstoffarme Stillgewässer gehören durch Flächen- und Qualitätsverluste zu den am stärksten gefährdeten Biotoptypen Niedersachsens wie auch Deutschlands. Dabei stellen Versauerung und Eutrophierung (Nährstoffanreicherung) die wesentlichen Ursachen für die Gefährdung dar. Diese Qualitätsverluste sowie – seltener – komplette Flächenverluste durch Überbauung, Sukzession zum Wald o.ä. haben die Anzahl und Größe der Populationen typischer oligotraphenter (an geringe Nährstoffgehalte angepasste) Pflanzenarten in den vergangenen 3-4 Jahrzehnten deutlich verringert.
Oligotrophe Stillgewässer der Geest sind im Wesentlichen durch die im Folgenden behandelten Arten Wasser-Lobelie (Lobelia dortmanna), Strandling (Littorella uniflora) und See Brachsenkraut (Isoëtes lacustris) gekennzeichnet. Die Wasser Lobelie ist in der Roten Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands und Niedersachsens als„vom Aussterben bedroht“ (Kategorie 1) eingeordnet. Der Strandling wird in beiden Listen als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) eingestuft. Deutschland hat für diese Art in Anbetracht ihres weltweiten Vorkommens eine mittlere Verantwortung. Das See-Brachsenkraut wird in der Roten Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands als „stark gefährdet“ und in Niedersachsen als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Auch für diese Art hat Deutschland eine mittlere Verantwortung. Alle drei Arten sind an oligotrophe Stillgewässer auf Sand-, seltener Torf- oder Kies-Substrat gebunden.
Der Wollingster See im Landkreis Cuxhaven sowie der Trauener Saal im Heidekreis (Soltau-Fallingbostel) sind aktuell die einzigen zwei autochthonen (heimischen) Wuchsorte der Wasser-Lobelie in Niedersachsen. Eine dauerhafte Erhaltung der Art in Niedersachsen erscheint realistisch, da auch im Versener Heidesee bei Meppen (Emsland) im Jahr 2015 einige aus autochthonem Saatgut gezogene Individuen der Art erfolgreich angesiedelt werden konnten. Dieser fischfreie Heidesee beherbergt infolge seiner nährstoffarmen Bedingungen bereits zahlreiche seltene Kennarten oligotropher Gewässer, bspw. eine große Population des Igelschlauchs (Baldellia ranunculoides). …
Das Merkblatt ist digital hier aufrufbar. Die gedruckte Version (8 Seiten) kann bestellt werden bei der BSH Gartenweg 5 / Kugelmannplatz in 26203 Wardenburg. Weitere Informationen zum Natur-, Biotop- und Artenschutz sind nachzulesen unter www.nafor.de sowie www.bsh-natur.de.