Anlässlich der Grünen Woche sieht das NaturschutzForum Deutschland Handlungsbedarf zur Honorierung landschaftspflegender Maßnahmen.
Berlin. Die Grüne Woche gibt Anlass zum Bilanzziehen auf dem Gebiet der Agrarwirtschaft in Deutschland. Und da sieht es aus Sicht des Naturschutzes, aber auch von immer mehr Landwirten nicht gut aus. Denn der rasante Ausbau von Biogasanlagen zusätzlich zu den bestehenden Intensivtierhaltungen hat zu einem noch nie dagewesenen Mangel an Flächen geführt. Damit verschärfen sich die Konflikte mit jenen Landwirten, die Garanten einer ländlichen Mischstruktur sind. Gerade die für den Naturschutz wichtige Milchviehhaltung und Grünlandwirtschaft stehen angesichts der Flächennot und Produktionszwänge mit dem Rücken zur Wand. Die Expansion steht auf dem Programm. Industrielandwirte sagen, wo es lang geht, denn Fördermittel sind reichlich geflossen und damit auch Möglichkeiten gegeben, andere Betriebe zu verdrängen oder aufzukaufen. Diese Entwicklung der Konzentration ist nach Ansicht des Präsidenten des NaturschutzForums Deutschland (NaFor), Prof. Heiko Brunken, ungesund und wenig geeignet, um eine struktur- und artenreiche Landschaft zu erhalten. „Die Uniformierung durch den weiträumigen Anbau von Mais und die Ausräumung von Feldgehölzen und Saumbiotopen sowie die damit verbundene Belastung heimischer Gewässer ist eine Realität und muss bei der Bewertung solcher Intensivbetriebe gleichbedeutend sein wie die Gewinnung von Gas und Strom“, so Brunken. Überall im Lande, besonders im norddeutschen Tiefland zwischen Flensburg und Magdeburg, wachsen die Biogasanlagen aus dem Boden. Um nur ein Beispiel zu nennen: Im Landkreis Oldenburg, gibt es heute schon 98 Anlagen, zusätzlich zu den dort schon vorhandenen Tierhaltungsanlagen. Diese sind ebenfalls flächenbedürftig und werden allein in diesem einen von 46 Kreisen Niedersachsens gestellt von: 5,4 Mio Hähnchen, 1,2 Mio Legehennen, 690 Tsd. Puten und 110 Tsd. Schweinen (01. 09. 2011, inkl. laufender Genehmigungsverfahren). Diese Bestände werden von anderen Landkreisen deutlich übertroffen. Das NaturschutzForum sieht auch in der Kombination beider Produktionswege keine nachhaltige Agrarwirtschaft. Trotz des leider mehrheitlich anhaltenden Verbraucherverhaltens nach billigem Fleisch müssen in der konventionellen Landwirtschaft die ökologischen Rahmenbedingungen und gesetzlichen Auflagen, insbesondere für Großbetriebe, verbindlich gemacht werden. Dazu zählt auch die Ausweisung von 10% der Flächen als Ruhezonen. Die EU-Kommission argumentiert in die gleiche Richtung (8%). Angesichts der hohen Umweltbelastungen sind Betriebseigentümer deshalb gut beraten, dem jetzt endlich Rechnung zu tragen und breitere Randstreifen und andere Ruhezonen freiwillig zu erhalten, statt sie zum Acker umzuwandeln und morgen erneut anlegen zu müssen. Wer mehr macht oder sich an landschaftspflegerischen Maßnahmen beteiligt, sollte dafür über mind. fünf Jahre und länger honoriert werden oder höhere Ausgleichszahlungen erhalten.
Remmer Akkermann