Schnellere Wiederherstellung von Ökosystemen über Wegerandstreifen

NaturschutzForum Deutschland sieht Handlungsbedarf ohne Zeitverzug

Wardenburg. Im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt wird zur Wiederherstellung, Erhaltung und Pflege von Ökosystemen aufgerufen. Als ein wichtiges Beispiel hält es das NaturschutzForum Deutschland (NaFor) für lange überfällig, die im öffentlichen Eigentum stehenden Wegränder und andere Saumbiotope wiederherzustellen, sollten sie zu Unrecht durch Anlieger in Anspruch genommen worden sein. Das sind auch keine Einzelfälle, so ein Sprecher der Naturschutz-Dachvereinigung. Vielmehr gäbe es zahlreiche Flächeneigentümer, die das der Allgemeinheit gehörende fremde Eigentum zugunsten eigener Wirtschaftsinteressen unter den Pflug nähmen.

Davon betroffen sind verschiedenste Grenzflächen. So gibt es zum Beispiel ehemalige Schaftriften, die ursprünglich bis zu 30 Meter Breite aufwiesen und heute auf eine nur für einen Trecker befahrbare Breite verschmälert worden seien. Es bleibe dann kein Platz mehr für Ruhestreifen aus Wildkräutern und Gebüschen. Deren Blütenangebot, Samen- und Fruchtphasen seien aber elementare Grundlage für bestäubende Fluginsekten und die damit zusammenhängenden Nahrungsnetze.

Flächeneigentümern müsse klar sein, so das NaturschutzForum, dass öffentliche Flächen gerade zu Brut- und Überwinterungszwecken nicht verändert werden dürfen. Im Gegenteil, jede ökologisch rücksichtsvolle und vorausschauende Bewirtschaftung qualifiziert die Anlieger, bei der Vergabe von EU-Fördermitteln verstärkt berücksichtigt zu werden. Gemeinschaftsaktionen von Naturschutzvereinen und Landschaftspflegeverbänden mit naturschutzrelevanten Behörden, Unterhaltungs- und Realverbänden und Wegegenossenschaften, Landvolk, Landfrauen, Jägern und Fischern, aber auch allen anderen Vereinen sowie Interessierten wie Feuerwehr und THW werden vom NaFor aufgerufen, sich auch gemeinschaftlich um die Wiederherstellung von Wegerandstreifen zu kümmern.

Naturschutz basiert primär auf Flächenschutz. Also lautet die Devise, alles illegal in Nutzung Genommene aus der Bewirtschaftung herauszunehmen und als Brache liegen zu lassen. Damit werde die natürliche Wiederbesiedlung durch Wildkräuter und Stauden gefördert. Einzelmaßnahmen wie  Blühstreifen und Lerchenfenster können das nicht ausgleichen. Die Natur organisiert sich über viele Quadratkilometer wiederhergestellter Wegrand-Flächen selbst. Was zu tun ist, zeigen bundesweit viele gute Beispiele.

Mehr zum Thema siehe folgende Links von NaFor und Mitgliedsvereinen:

http://www.bsh-natur.de/uploads/%C3%96koportr%C3%A4ts/BSH-1_13_Hasel_final.pdf

http://www.bsh-natur.de/uploads/Merkbl%C3%A4tter/023-Die%20Flora%20der%20Stra%C3%9Fen-%20und%20Wegr%C3%A4nder.pdf

http://www.bsh-natur.de/uploads/%C3%96koportr%C3%A4ts/017%20-%20Ackerwildpflanzen.pdf

Schmaler Feldweg, eingeengt zwischen Äckern. Randstreifen und Hecken fehlen. In dieser agrarindustriellen Wüste ist für Insekten und bodenbrütende Vögel kein Platz. Sofern öffentlicher Grund und Boden unzulässigerweise genutzt werden, ist die natürliche Wiederansiedlung zu fördern. Das sollte eigenverantwortlich geschehen. Diese „Renaturierung“ kann auch in Gemeinschaftsaktionen zügig umgesetzt werden. Foto: BSHnatur